Kräuterjahr Oktober
Entdecke typische Kräuter, Beeren, Samen und Wurzeln im Herbst – mit Bild und Namen als visueller Saisonführer.
Kräuterjahr im Oktober – Wildkräuter sammeln, Hausmittel & Vorrat für den Herbst
Der goldene Oktober hält für Kräuterfreunde noch einmal viele Schätze der Natur bereit. Auch wenn sich die Natur langsam auf den Winter vorbereitet, kannst du jetzt zahlreiche Wildkräuter, Wurzeln, Samen und Beeren sammeln. Viele Pflanzen ziehen im Herbst ihre Energie ins Erdreich zurück – die Wurzeln und Samen sind jetzt besonders kraftvoll und wirkstoffreich. Genau das macht den Oktober so spannend: Du kannst letzte Kräuter für die Hausapotheke sichern und deinen Vorrat für die kalte Jahreszeit anlegen. Die klare, kühle Luft und buntes Laub sorgen zudem für perfekte Bedingungen, um noch einmal durch die Natur zu streifen und zu sammeln.
Doch welche Wildkräuter und Heilpflanzen lohnen sich im Oktober besonders? In diesem Beitrag erfährst du, welche typischen Wildpflanzen du jetzt unbedingt ernten solltest, wie du sie verwendest und haltbar machst, und welche Tipps du beim herbstlichen Kräutersammeln beachten solltest. Außerdem stellen wir dir Rezepte und Hausmittel vor – vom Hagebuttenmus bis zur Beinwell-Tinktur – damit du gestärkt und gut vorbereitet durch den Herbst kommst.
🍂Oktober-Highlight: Kräuter, Beeren & Wurzeln im Fokus
Der Oktober ist der klassische Erntemonat für Wurzeln und Früchte. Jetzt sammeln wir Hagebutten, Schlehen und Vogelbeeren, während viele Heilpflanzen ihre Kraft in den Wurzeln speichern. Perfekt, um die Hausapotheke für den Winter zu füllen.
🥗 Wildkräuter-Herbstsalat im Oktober
Auch im Oktober lassen sich noch frische Blätter sammeln: Löwenzahn , Wegwarte , Portulak oder Vogelmiere. Zusammen mit Beeren wie Hagebutten entsteht ein vitaminreicher Herbstsalat.
So nutzt du die letzten Kräuter des Jahres frisch in der Küche und bringst Farbe auf den Teller, wenn es draußen grau wird.
❄️ Schlehen nach dem ersten Frost
Ab Ende Oktober sind die Früchte der Schlehe erntereif – aber erst, wenn Frost darüber gegangen ist. Dann verlieren sie ihre herbe Adstringenz und werden angenehm mild.
Ob als Schlehenlikör, Marmelade oder Sirup: Diese frostgeküssten Früchte sind ein Highlight des Spätherbstes und zugleich reich an Vitamin C und Gerbstoffen.
🌿 Baldrianwurzel im Oktober ernten
Im Herbst zieht sich die Baldrianpflanze zurück – jetzt ist die Wurzel am wirkstoffreichsten. Sie wird seit Jahrhunderten als beruhigendes Naturmittel genutzt und ist Grundlage für Tinkturen und Tees.
Grabe die Wurzeln vorsichtig aus, reinige sie gründlich und trockne sie. So hast du einen Vorrat für den Winter, der bei Unruhe, Stress oder Schlafproblemen wohltuend wirkt.
🌿 Weiter Top-Tipps im Kräuterjahr
Inhaltsverzeichnis
🗓️ Sammel-Kalender Oktober
Die Zahlen markieren die Tage im Oktober. Hervorgehobene Felder zeigen Sammel-Startpunkte.
1 Beinwell |
2 | 3 | 4 Löwenzahn |
5 | 6 | 7 Klette |
8 | 9 | 10 Hagebutten |
11 | 12 | 13 Schlehen |
14 |
15 | 16 Eichenrinde |
17 | 18 | 19 Vogelbeeren |
20 | 21 |
22 | 23 | 24 Brennnesselwurzel |
25 | 26 | 27 | 28 Fichtennadeln |
29 | 30 | 31 Salbei |
Welche Wildkräuter und Heilpflanzen lohnen sich im Oktober besonders?
In diesem Beitrag erfährst du, welche 9 Wildpflanzen du jetzt unbedingt ernten solltest, wie du sie verwendest und haltbar machst, und welche Tipps du beim herbstlichen Kräutersammeln beachten solltest. Außerdem stellen wir dir Rezepte und Hausmittel vor – vom Hagebuttenmus bis zur Beinwell-Tinktur – damit du gestärkt und gut vorbereitet durch den Herbst kommst.
Warum gerade jetzt Kräuter sammeln?
Oktober ist Erntezeit für Wurzeln, Samen und letzte Beeren. Während im Frühjahr vor allem frische Blätter und Blüten gesammelt werden, bietet der Herbst die Chance, kräftige Wurzeln auszugraben und Samen zu sichern. Die konzentrierte Pflanzenkraft steckt nun in diesen Pflanzenteilen. Wurzeln wie etwa von Löwenzahn oder Beinwell enthalten jetzt besonders viele Bitterstoffe, Mineralien und andere Wirkstoffe, da die Pflanzen ihre Nährstoffkraft in die Pfahlwurzel verlagern. Auch Samen, zum Beispiel von der Brennnessel , sind nun reich an Vitalstoffen und können bis zum ersten Frost geerntet werden.
Gleichzeitig reifen im Oktober einige Wildfrüchte voll aus – allen voran die Hagebutten , die jetzt prall rot leuchten. Sie sind Vitamin-C-Kraftpakete und stärken unser Immunsystem für die Erkältungszeit. Jetzt ist also die beste Zeit, um sich mit den natürlichen Vorräten für den Winter einzudecken. Was du im Oktober sammelst und konservierst, steht dir in der kalten Jahreszeit als gesunde Hausapotheke zur Verfügung. Kurz gesagt: Der Oktober ist dein Monat für Wurzeln, Samen und letzte Früchte – so bist du bestens gerüstet, wenn der Winter kommt.
Top 9 Wildkräuter und Heilpflanzen im Oktober
Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Wildpflanzen vor, die du im Oktober finden und verwenden kannst. Von A wie Apfel bis Z wie Zaunwinde gibt es zwar noch vieles, was die Natur hergibt, doch diese neun stehen ganz oben auf der Liste. Hagebutten , Holunder , Brennnessel , Spitzwegerich , Schafgarbe , Beifuß , Beinwell , Wegwarte und Löwenzahn – sie alle haben jetzt Hochsaison. Erfahre, wozu sie gut sind und wie du sie erntest.
🌿 Schon gesehen? Hier geht’s zu den Kräutern im November ➡️
1. Hagebutte (Heckenrose) – Vitaminbombe des Herbstes
Die Hagebutten (Früchte der Wildrosen) leuchten im Oktober in sattem Rot und sind prall gefüllt mit Vitamin C. Damit sind sie ein idealer Immunsystem-Booster für den Winter. Ihre abwehrstärkende Wirkung ist seit jeher bekannt; Holunderbeeren und Hagebutten gelten traditionell als Mittel gegen Erkältungen. Besonders roh verarbeitet behalten sie ihr Vitamin C – zum Beispiel in Form von schonend getrocknetem Hagebuttenpulver oder -mus. Aus den Früchten lassen sich Tee, Sirup, Marmelade (Hagebuttenmus) oder sogar Ketchup herstellen.
Ernte & Verwendung: Pflücke nur reife, weichere Hagebutten (meist ab Mitte Oktober). Entferne Blütenansatz und Stiel. Du kannst sie halbieren und die Kerne herauskratzen (Vorsicht, Juckreizhaare!) oder ganze Früchte weichkochen und anschließend durch ein Sieb passieren – so gewinnst du ein feines Mark für Hagebuttenmus. Hagebuttenmus ist nicht nur lecker-fruchtig, sondern ein wertvoller Vitamin-C-Lieferant für dein Immunsystem. Getrocknete Hagebuttenschalen ergeben einen mild-säuerlichen Tee, der angenehm bei Erkältungen wärmt. Auch Hagebuttenöl(aus den Kernen kalt gepresst) wird geschätzt – es pflegt die Haut und fördert die Regeneration.
2. Holunderbeeren – Immunstarker Erkältungsschutz
Falls du Ende September nicht alle Holunderbeeren geerntet hast, kannst du im frühen Oktober mancherorts noch späte Dolden des Schwarzen Holunders finden. Holunderbeeren sind reich an Vitamin C und Antioxidantien, was sie zu einem bewährten Hausmittel gegen Erkältungen macht. Ihr Saft gilt als traditionelles Mittel bei Husten, Schnupfen und Fieber, das die Abwehrkräfte unterstützt. Bereits eine Tasse heißer Holundersaft kann helfen, eine aufkommende Erkältung „auszuschwitzen“.
Ernte & Verwendung: Schneide die Dolden voller tiefschwarzer Beeren ab (Achtung: Hände färben sich!). Wichtig: Unreife, grünliche Beeren müssen aussortiert werden, denn sie enthalten den Stoff Sambunigrin, der Übelkeit auslösen kann. Reife Beeren dagegen niemals roh verzehren – sie enthalten im rohen Zustand ebenfalls Stoffe, die Magen und Kreislauf reizen können. Koche die Beeren also immer auf: Klassisch wird Holunderbeerensirup oder -saft zubereitet. Dazu die Beeren mit etwas Wasser aufkochen, zerdrücken und dann abseihen. Mit Zucker eingekocht entsteht ein Sirup, der sich heiß mit Wasser verdünnt als Holunder-Punsch genießen lässt. Nicht zu lange kochen, um die hitzeempfindlichen Vitamine zu schonen. Holundersirup lässt sich auch gut mit Zitrone, Zimt und Nelken aromatisieren – perfekt für winterliche Getränke.
3. Brennnessel ( Urtica dioica ) – Blätter und Samen als Nährstoffwunder
Die Brennnessel ist ein wahrer Allrounder, der uns sogar im Oktober noch viel zu bieten hat. Junge Brennnesselblätter treiben nach einem Rückschnitt oft ein zweites Mal aus und sind bis zum Frost zu finden. Sie sind reich an Mineralstoffen wie Eisen, Kalzium und Silizium sowie an Vitamin C und wirken entschlackend. Im Herbst stehen jedoch vor allem die Brennnesselsamen im Fokus: Diese kleinen Nüsschen gelten als heimisches Superfood – sie strotzen vor Eiweiß, Vitaminen und Spurenelementen und verleihen im Herbst einen willkommenen Energie-Kick. Besonders weibliche Brennnesselsamen (erkennbar an den traubenartigen, herabhängenden Samenständen) haben einen angenehmen nussigen Geschmack und galten früher als Stärkungsmittel gegen Müdigkeit und zur Steigerung der Vitalität.
Ernte & Verwendung: Brennnesselblätter am besten an trockenen Tagen spätvormittags pflücken, nachdem der Tau abgetrocknet ist. Trage Handschuhe oder greife beherzt von unten nach oben am Stängel, um dich nicht zu verbrennen. Junge Herbstblätter kannst du wie Spinat verwenden – in Suppen, Eintöpfen, als Gemüse oder für grüne Smoothies. Getrocknet ergeben sie einen mineralstoffreichen Tee oder können zu Kräutersalz und Würzpulver verarbeitet werden.
Die Brennnesselsamen schneidest du mitsamt den Rispen ab und trocknest sie an einem luftigen Ort. Später können sie leicht abgestreift werden. Die getrockneten (oder auch frisch gerösteten) Samen eignen sich perfekt als Topping auf Salaten, Müsli oder im Smoothie. Durch ihren nussigen Geschmack passen sie auch gut ins Brot oder in Gebäckteig. Manche mischen die Samen mit Honig zu einem kräftigenden Energiesnack für die kalten Tage. Getrocknet halten Brennnesselsamen viele Monate und sind ein wertvoller Vorrat für den Winter.
4. Spitzwegerich ( Plantago lanceolata ) – Lungenkraut und Hauthelfer
Spitzwegerich findet man auch im Oktober noch auf Wiesen und Wegrändern. Die schmalen, lanzettlichen Blätter dieses Heilkrauts bleiben oft bis in den Herbst grün. Spitzwegerich ist bekannt als „Plantago“ – der Pflanzenarzt, denn sein Saft wirkt entzündungshemmend, antibakteriell und wundheilend. Bei Husten und Halsreizungen ist Spitzwegerichsirup ein bewährtes Hausmittel, und aufgekochte Blätter ergeben einen lindernden Tee bei Bronchialbeschwerden. Außerdem hilft zerdrückter frischer Spitzwegerich (als „grünes Pflaster“) bei Insektenstichen oder kleineren Wunden, da er Juckreiz stillt und die Heilung fördert.
Ernte & Verwendung: Die Blätter kannst du bis zum ersten Frost ernten. Am wirkstoffreichsten sind junge, frische Blätter, aber auch spätere Triebe kann man nutzen. Für Tee trockne die Blätter schonend und bewahre sie dunkel auf. Ein klassischer Hustensirup entsteht, wenn man Spitzwegerichblätter mit Zucker oder Honig schichtet und einige Wochen ziehen lässt (oder schneller: aufgekochte Blätter mit Honig abseihen). Dieser Sirup löst Schleim und beruhigt den Hals. In der Küche sind die zarten jungen Wegerichblätter essbar – sie schmecken leicht pilzartig. Im Herbst sind die Blätter meist härter; man kann sie fein geschnitten noch in Eintöpfe oder Kräuterquark geben. Medizinisch interessant sind auch die Samenstände des Spitzwegerichs: Die reifen Samen enthalten Schleimstoffe ähnlich wie Flohsamen. Wer Muße hat, kann sie sammeln und als mildes Verdauungsmittel verwenden.
5. Schafgarbe ( Achillea millefolium ) – Die letzte Blüte für Tee und Tinktur
Die Schafgarbe blüht mancherorts bis in den Oktober hinein ein letztes Mal in Weiß oder zartrosa. Auch wenn die Blütezeit endet, können immer noch Blätter und Blüten gesammelt werden. Schafgarbe ist eine wichtige Heilpflanze für Verdauung und Frauenleiden. Ihre Bitterstoffe regen den Appetit an und unterstützen Magen und Galle. Als Tee getrunken hilft Schafgarbe bei Magen-Darm-Beschwerden und bei Krämpfen – daher ihr Ruf als „Bauchweh-Kraut“. Traditionell wird sie auch als Frauenkraut geschätzt, das Menstruationsbeschwerden lindert. Äußerlich aufgetragen (z. B. als Tinktur oder in Salben) fördert Schafgarbe die Wundheilung und wirkt entzündungshemmend.
Ernte & Verwendung: Pflücke Schafgarbenblüten an trockenen, sonnigen Tagen, solange sie noch blühen – im Oktober sind das die letzten Dolden. Du kannst die Blütenköpfchen und die feinen, farnartigen Blätter verwenden. Getrocknet behalten sie ihr Aroma für Tees und Mischungen (z. B. als Bestandteil von Magen- oder Frauenkraut-Tees). Frisch machen sich einige fein gehackte Schafgarbenblätter gut in Salaten, Kräuterquark oder Kräuterbutter, da sie ein würzig-herbes Aroma beitragen. Auch zum Räuchern wurden getrocknete Schafgarbenbüschel verwendet – der aufsteigende Rauch sollte reinigend wirken.
6. Beifuß ( Artemisia vulgaris ) – Aromatisches Würz- und Räucherkraut
Beifuß , der gewöhnliche Beifuß, ist ein unscheinbares Kraut, das an Wegrändern bis spät in den Herbst aufragt. Im Sommer hat er unscheinbar geblüht; im Herbst finden sich oft noch die getrockneten Samenstände an den Stängeln. Beifuß war schon bei den Kelten und Germanen ein wichtiges Räucherkraut – man räucherte es zur Reinigung und zum Schutz, besonders zur Wintersonnenwende. Der aromatische, bittere Duft des Beifußes sollte Insekten und böse Geister vertreiben, so der Volksglaube. Medizinisch wirkt Beifuß verdauungsfördernd und krampflösend, ähnlich wie sein Verwandter Wermut, jedoch milder. Er wurde traditionell fettem Braten beigegeben (z. B. Gänsebraten), um ihn bekömmlicher zu machen – daher auch sein Ruf als Gewürzkraut für die Küche. Außerdem hat Beifuß eine leicht beruhigende und entspannende Wirkung; man sagt sogar, er fördere lebhafte Träume (Stichwort Traumkraut).
Ernte & Verwendung: Im Oktober kannst du noch Beifuß-Triebspitzen und Blätter schneiden – idealerweise kurz vor oder um die Blütezeit sind sie am gehaltvollsten, aber auch jetzt im Herbst sind die oberen Teile brauchbar. Bündle einige Zweige und trockne sie kopfüber – sie ergeben hervorragende Räucherbündel (Smudge Sticks) für die Rauhnächte oder wann immer du räuchern möchtest. Als Gewürz kann getrockneter, zerriebener Beifuß sparsam in deftigen Speisen eingesetzt werden (zu Gans, Ente, Schweinebraten, in Füllungen oder zu fetten Fischen). Er verleiht eine herbe, aromatische Note und macht Schweres leichter verdaulich. In der Heilkunde bereitest du aus Beifuß Tee (Achtung, sehr bitter!) oder Tinkturen zu. Ein warmes Beifuß-Fußbad soll übrigens wohltuend bei müden Beinen und kalten Füßen sein.
7. Beinwell ( Symphytum officinale ) – Heilwurzel für Knochen und Muskeln
Beinwell zieht jetzt im Herbst alle Kraft in seine mächtige Wurzel. Diese dunkle, dicke Pfahlwurzel ist innen weißlich und schleimig – und ein traditioneller Heiler bei Knochen- und Gelenkbeschwerden. Schon der Name „Bein-well“ (Bein = Knochen) deutet an, dass diese Pflanze bei Knochenbrüchen, Prellungen und Wunden eingesetzt wurde. Beinwellwurzel enthält Allantoin, das die Zellregeneration fördert, sowie Schleimstoffe und Gerbstoffe. Äußerlich angewendet (als Salbe, Umschlag oder Tinktur) unterstützt Beinwell die Heilung von Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen und sogar Knochenverletzungen – daher der volkstümliche Name „Wallwurz“. Für Sportler und Gärtner ist eine Beinwellsalbe fast Pflicht im Hausapothekenschrank!
Ernte & Verwendung: Beinwellwurzeln gräbt man am besten ab Oktober bis in den frühen Winter aus, wenn die Pflanze eingezogen hat. Wähle eine ältere Pflanze (mindestens zwei Jahre alt), da junge Wurzeln noch nicht so wirkstoffreich sind. Die ausgegrabene Wurzel gut waschen und bürsten, dann in Scheiben oder Würfel schneiden. Frisch kannst du sie in Öl ansetzen (für Beinwellöl, das weiter zu Salbe verarbeitet wird) oder in Alkohol für eine Tinktur.
8. Wegwarte ( Cichorium intybus ) – Kaffee-Ersatz und Bitterstoffkur
Die Wegwarte mit ihren himmelblauen Blüten am Wegesrand verabschiedet sich im Herbst oberirdisch – unter der Erde aber wartet ihre Wurzel. Die Wegwartenwurzel ist im Oktober und November erntereif und diente früher als Zichorienkaffee: Geröstet und gemahlen ergibt sie ein kaffeeähnliches Getränk, bekannt als „Muckefuck“. Dieser koffeinfreie Kaffee-Ersatz aus Zichorie war besonders in Kriegszeiten beliebt und erlebt heute hier und da ein kleines Revival als Alternative zu Bohnenkaffee.
Neben der Verwendung als Ersatzkaffee ist die Wegwarte auch eine Heilpflanze: Ihre Bitterstoffe (wie Lactucopikrin) regen Leber und Galle an und fördern die Verdauung. Sie wirkt appetitanregend und leicht abführend. In der Volksheilkunde wurde Wegwartenwurzel gegen Gelbsucht und Milzerkrankungen eingesetzt – daher der alte Name „Sonnenwedel“.
Ernte & Verwendung: Die Pfahlwurzel der Wegwarte gräbt man im Spätherbst aus, am besten im zweiten Jahr der Pflanze. Die Wurzel wird gründlich gereinigt und in kleine Stücke geschnitten.
Als Alternative kannst du die getrocknete Wurzel auch als Tee köcheln (1 TL Wurzelstücke ca. 10 Minuten). Das ergibt einen kräftigen Bittertee, der verdauungsfördernd ist. Wer keinen Kaffeeersatz möchte, kann die frische Wegwurz kleingeschnitten einer Ansatz-Spirituose (z. B. Korn) beigeben, zusammen mit Orangenschale und Kandiszucker – nach einigen Wochen erhältst du einen selbstgemachten Bitterlikör als Verdauungshilfe.
9. Löwenzahn ( Taraxacum officinale ) – Kraftvolle Wurzel & zarter „Herbstsalat“
Der Löwenzahn ist wohl jedem bekannt – doch im Oktober zeigt er sich von einer weniger bekannten Seite. Jetzt lohnt es sich, die Wurzeln des Löwenzahns auszugraben, denn sie sind im Herbst besonders kraftvoll. Nachdem der Löwenzahn im Frühjahr mit Blättern und Blüten prahlte, hat er nun seine Energie in die tiefe Pfahlwurzel verlagert. Diese enthält eine Fülle an Bitterstoffen (Taraxin), Inulin und Mineralien, die Leber, Galle und Verdauung unterstützen. Löwenzahnwurzel wirkt harntreibend und stoffwechselanregend, was ihr den Ruf eines sanften „Entgiftungskrauts“ eingebracht hat. Aus getrockneter Löwenzahnwurzel lässt sich sogar ein Kaffee-Ersatz zubereiten, ähnlich wie aus der Wegwarte – geröstete Löwenzahnwurzelstücke ergeben den sogenannten Löwenzahnkaffee, der erstaunlich gut schmeckt.
Ernte & Verwendung: Löwenzahnwurzeln gräbt man am besten nach dem ersten Frost aus, da sie dann die höchste Wirkstoffkonzentration haben. Wähle möglichst sandige Böden (dort sind die Pfahlwurzeln länger und gerader). Grabe mit dem Spaten tief, um möglichst viel der Wurzel zu erhalten. Nach dem Ausgraben: Erde abschütteln, gründlich waschen und in Stücke schneiden.
- Getrocknet als Tee: Die Wurzelstücke an einem warmen Ort trocknen (oder bei ca. 40 °C im Dörrgerät). Ein Tee aus Löwenzahnwurzel schmeckt bitter, regt aber Leber und Nieren an – traditionell als Frühjahrskur bekannt, funktioniert aber auch als Herbst-Detox.
- Geröstet als Kaffee: Wie bei der Wegwarte kannst du die getrockneten Stücke rösten, bis sie dunkelbraun sind. Anschließend mahlen und wie Kaffee aufbrühen. Dieser Löwenzahnkaffee ist koffeinfrei, leicht nussig im Geschmack und eine tolle Alternative zu Getreidekaffee.
- Frische Wurzel in der Küche: In dünne Scheiben geschnitten und in Butter gebraten, entwickeln sie ein möhriges Aroma – eine ungewöhnliche Beilage in Pfannengerichten oder Eintöpfen. Auch fermentieren lassen sich die Wurzeln, um einen probiotischen Snack zu erhalten.
- Tinktur oder Elixier: Frische Löwenzahnwurzel mit Korn ansetzen ergibt eine Bittertinktur für Magen und Leber – ideal als Verdauungsschnaps nach schweren Mahlzeiten.
Und nicht zu vergessen: Im Herbst treibt der Löwenzahn oft eine zweite Blattgeneration („Herbstlöwenzahn“). Diese jungen, zarten Blätter erscheinen nach dem ersten Regen im frühen Herbst und sind viel weniger bitter als die Sommerblätter. Man nennt das auch den „zweiten Frühling“ des Löwenzahns. Diese Herbstblättchen kannst du wunderbar frisch als Wildsalat nutzen – gemischt mit Vogelmiere , Portulak & Co. So hast du sogar im Oktober noch frisches Grün voller Vitamin C für die Küche.
Hausmittel & Rezepte im Oktober – Vorrat für die kalte Jahreszeit
Im Herbst dreht sich vieles um das Immunsystem stärken, Erkältungen vorbeugen und die Ernte konservieren. Hier sind einige beliebte Rezepte und DIY-Hausmittel, mit denen du deine Oktober-Schätze direkt nutzen kannst. So schlägst du zwei Fliegen mit einer Klappe: Leckere Herbstküche und gesunde Hausapotheke in einem.
Rezept: Hagebuttenmus (Hagebuttenmark selbst gemacht)
Hagebuttenmus – auch bekannt als Hagebuttenmark oder in Bayern als „Hiffenmark“ – ist ein echter Klassiker unter den Wildfrüchte-Rezepten. Dieses samtige Mus aus den roten Hagebutten ist nicht nur lecker auf Brot, Pfannkuchen oder im Joghurt, sondern liefert auch jede Menge Vitamin C für dein Immunsystem.
So geht’s: Pflücke 1–2 kg reife Hagebutten, entferne Stiel und Blütenreste und koche die ganzen Früchte mit wenig Wasser ca. 30–45 Minuten weich. Anschließend durch ein Passiergerät oder feines Sieb streichen, sodass Kerne und Härchen zurückbleiben. Das Fruchtmark erneut in den Topf geben, pro kg Mark 300–500 g Zucker und etwas Zitronensaft hinzufügen und unter Rühren einige Minuten aufkochen. In sterile Gläser füllen und verschließen. Kühl gelagert hält sich das Mus mehrere Monate.
Anwendung: Als Aufstrich, in Müsli oder Joghurt, zu Wildgerichten oder als Basis für Fruchtsoßen. In der Volksmedizin galt Hagebuttenmark als Stärkungsmittel im Winter – ein Löffel pro Tag für viel Vitamin C.
DIY: Beinwell-Tinktur (für Muskeln & Gelenke)
Wenn du im Oktober Beinwellwurzel gesammelt hast, lohnt es sich, eine eigene Tinktur daraus herzustellen. Diese Beinwell-Tinktur ist ein bewährtes Heilmittel bei Prellungen, Muskelschmerzen oder Verspannungen.
Herstellung: 100 g frische Beinwellwurzel reinigen, hacken und in ein Schraubglas geben. Mit 250 ml Doppelkorn (40% Alkohol) übergießen, bis alles bedeckt ist. 4–6 Wochen ziehen lassen, dabei gelegentlich schütteln. Danach abseihen, in eine dunkle Flasche füllen und beschriften.
Anwendung: Nur äußerlich verwenden! Bei Bedarf einige Tropfen auf die betroffene Stelle geben und einmassieren (z. B. Prellungen, Muskelkater). Nicht auf offene Wunden. Kühl und dunkel gelagert hält sich die Tinktur mindestens ein Jahr.
Weitere Herbstrezepte & Hausmittel
- Holunderbeerensirup: Mit Zucker, Zitrone und Gewürzen einkochen, abseihen und in Flaschen füllen. Immun-Sirup gegen Erkältungen.
- Thymian-Honig: Frische Thymianzweige in Honig ziehen lassen. Wirkt antibakteriell, löst Schleim und lindert Husten.
- Kastanien-Tinktur: Aus zerkleinerten Rosskastanien mit Alkohol ansetzen. Fördert die Durchblutung und stärkt Venen.
- Wildfrüchte-Snack: Getrocknete Hagebuttenschalen, Weißdornbeeren und Dörrpflaumen mit Honig und Haferflocken zu Energiekugeln formen.
- Pilzpulver: Getrocknete Steinpilze fein mahlen. Als Würze im Winter für Suppen und Saucen nutzen.
Wie du siehst, lassen sich aus den Oktober-Schätzen zahlreiche Leckereien und Heilmittel herstellen. Ob süß, herzhaft oder medizinisch – jetzt ist die Zeit, kreativ zu werden und deine Naturapotheke aufzufüllen.
Tipps für sicheres & nachhaltiges Sammeln im Herbst
Bevor du mit Korb und Messer losziehst, hier noch ein paar Best Practices für das Kräutersammeln im Oktober. Sicherheit und Respekt vor der Natur stehen an erster Stelle, damit du und die Umwelt profitieren.
- Bestimmung & giftige Doppelgänger:
Sammle nur Pflanzen, die du zu 100 % sicher erkennst. Im Herbst sehen manche Kräuter anders aus als im Frühling. Achte auf typische Merkmale (Blattform, Geruch, Standort). Ein Drei-Wege-Check hilft: Schauen (Wie sieht Blatt/Stängel/Frucht aus?), Fühlen (z. B. behaart oder glatt?) und Riechen (hat die Pflanze einen charakteristischen Geruch?). So vermeidest du gefährliche Verwechslungen.
Beispiel: Giersch riecht beim Zerreiben möhrenartig, sein hochgiftiger Doppelgänger Gefleckter Schierling hingegen unangenehm muffig.
Im Zweifel: Pflanze stehen lassen! Besonders bei Pilzen ist Vorsicht extrem wichtig – hier können fatale Verwechslungen passieren (z. B. Knollenblätterpilz vs. Champignon). Nutze Bestimmungsbücher oder Apps, oder gehe mit erfahrenen Sammler:innen auf Tour. - Richtiger Ort & Zeitpunkt:
Sammle möglichst in sauberer, natürlicher Umgebung – Waldränder, wilde Wiesen, ungedüngte Weiden sind ideal. Meide Pflanzen direkt an vielbefahrenen Straßen (Abgase, Schwermetalle) oder an Feldrändern konventioneller Landwirtschaft (Pestizide).
Tageszeit: Morgens (nach Abtrocknen des Taus) sind Blätter und Blüten besonders aromatisch, mittags lassen sich trockene Samen gut sammeln, nachmittags sind Früchte ideal. Wurzeln sticht man traditionell vor Sonnenaufgang, wenn die Kraft in ihnen ruht – wichtiger ist aber, dass der Boden nicht gefroren ist und die Pflanze eingezogen hat. - Ernte nur im Maß (Naturschutz): Nimm nur so viel, wie du wirklich benötigst. Lasse immer genügend Pflanzen am Standort zurück. Faustregel: Von 10 Pflanzen einer Art nur 1 ernten. Geschützte oder seltene Arten (z. B. Arnika , wild wachsender Baldrian ) bitte gar nicht sammeln. Schneide nie alle Triebe ab, sondern maximal ein Drittel. Beim Wurzelausgraben: nur einzelne Wurzeln entnehmen und ggf. ein Stück zurückpflanzen. So bleibt die Natur im Gleichgewicht.
- Werkzeug & Lagerung: Nutze Weidenkorb oder Stoffbeutel statt Plastik – so bleiben die Kräuter frisch. Messer oder Schere sind praktisch, um Pflanzen sauber zu schneiden. Gegrabene Wurzeln kannst du grob säubern und in einem separaten Beutel transportieren. Zuhause gilt: Ernte zeitnah verarbeiten oder trocknen, sonst droht Schimmel.
- Trocknen & Haltbarmachen: Oktober-Kräuter sind oft feuchter durch Regen und Tau. Trockne sie an einem warmen, luftigen Ort im Schatten. Kräuter vor dem Trocknen nicht waschen – nur ausschütteln. Wurzeln dagegen gründlich waschen, in Stücke schneiden und trocknen (ggf. im Dörrgerät). Richtig durchgetrocknete Wurzeln brechen hart. Erst dann in Gläser füllen. Alternativ: Einfrieren, z. B. Hagebutten oder Kräuterbutter.
- Respektiere Regeln & Verbote: In Naturschutzgebieten ist Sammeln oft verboten. In Deutschland gilt die Handstrauß-Regelung : In der freien Natur darfst du geringe Mengen für den Eigenbedarf sammeln, aber keine großen Mengen. Geschützte Arten sind tabu. Halte dich daran – der Natur zuliebe und um Ärger zu vermeiden.
Vorrat anlegen: Kräuter haltbar machen für den Winter
Der Herbst ist die Zeit, in der unsere Vorratskammern gefüllt werden. Was im Oktober gesammelt wird, kannst du mit den richtigen Methoden so konservieren, dass die Schätze auch im tiefsten Winter noch zur Verfügung stehen. Hier ein Überblick über bewährte Haltbarmachungs-Methoden für Kräuter und Früchte:
FAQ: Häufige Fragen zu Wildkräutern im Oktober
Zum Abschluss beantworten wir einige häufig gestellte Fragen, die viele Kräuterbegeisterte im Oktober haben.
Welche Kräuter kann man im Oktober noch sammeln?
Eine ganze Menge! Typische Wildkräuter sind Brennnessel , Löwenzahn , Giersch, Spitzwegerich , Vogelmiere, Taubnessel, Gänseblümchen und Rotklee. Besonders lohnend sind Wurzeln und Samen: z. B. Löwenzahnwurzel, Beinwellwurzel , Brennnesselsamen, Wilde Möhre und Klette. Auch Früchte sind reif: Hagebutten , Weißdornbeeren, Schlehen, Sanddorn und späte Holunderbeeren. Selbst Küchenkräuter wie Salbei, Thymian oder Rosmarin vertragen noch einen Schnitt vor dem Winter.
Warum soll man Wurzeln ausgerechnet im Herbst ausgraben?
Weil die Wurzeln jetzt am gehaltvollsten sind! Viele Pflanzen lagern im Herbst ihre Nährstoffe in den Wurzeln ein, um den Winter zu überstehen. Beispiele: Löwenzahn enthält jetzt besonders viel Inulin und Bitterstoffe. Baldrianwurzel ist im Herbst reich an ätherischen Ölen (Valerensäure), Engelwurz , Alant, Blutwurz oder Kalmus ebenfalls. Tipp: Markiere dir schon im Sommer die Stellen, wo die Pflanzen wachsen, damit du im Herbst die Wurzeln findest.
Wie kann ich meine gesammelten Kräuter haltbar machen?
Trocknen ist die gängigste Methode – ideal für Tees und Gewürze. Einfrieren eignet sich für frische Kräuter wie Petersilie, Giersch oder Brennnessel. Einlegen in Alkohol (Tinkturen, Liköre) konserviert Wirkstoffe jahrelang. Einlegen in Öl eignet sich für Ölauszüge wie Johanniskrautöl oder Ringelblumenöl. Sirup, Gelees oder Mus konservieren Früchte wie Hagebutte oder Holunder. Auch Fermentieren ist eine kreative Möglichkeit. Eine Übersicht der Methoden findest du oben im Abschnitt „Vorrat anlegen“.
Welche Kräuter helfen im Herbst bei Erkältungen?
Klassische Herbsthelfer sind Hagebutte und Sanddorn (Vitamin C), Holunderbeeren (Sirup gegen Husten und Fieber), Thymian und Salbei (antibakteriell bei Halsweh), Spitzwegerich (reizlindernd bei Husten), Eibischwurzel oder Malvenblätter (schleimstoffreich). Weißdornbeeren stärken das Herz. Fichte und Tanne liefern Harz und ätherische Öle für Erkältungsbalsam oder Inhalationen. Tipp: Vorbeugen mit Tees aus Hagebutte oder Schafgarbe und täglich ein Löffel Holundersaft.
Kann man nach dem ersten Frost noch Wildkräuter sammeln?
Ja, einige Winterkräuter halten durch: Feldsalat, Barbarakresse, Vogelmiere oder Winterportulak sind typische Beispiele. Nach dem Frost sind viele Blätter matschig, aber Wurzeln lassen sich oft noch ausgraben, solange der Boden nicht gefroren ist – z. B. Baldrian- oder Löwenzahnwurzel. Manche Pflanzen werden durch Frost sogar süßer (z. B. Pastinaken oder Topinambur). Ob Oktober/November noch Ernte bringt, hängt stark vom Wetter ab.
🌿 Weiterstöbern im Kräuterjahr
- ← Kräuter im September – Spätsommerkräuter sammeln
- → Kräuter im November – Wurzeln & Wintervorrat
- Alle Monate im Überblick – Sammelkalender & Saisonfinder
- Wildkräuter Lexikon A–Z – Steckbriefe & Anwendungen
- Natürliche Hausapotheke – Heilpflanzen & Rezepte