Johanniskraut ( Hypericum perforatum ) – Steckbrief & Bestimmen

🔎 Cluster-Bezug: Für sichere Erkennung und Verwechslungscheck nutze das Tool Bestimmen. Unten findest du die wichtigsten Feldmerkmale des Echten Johanniskrauts – hilfreich für Heilpflanzenkunde, Naturbeobachtung und die Wildkräutersammlung.

Steckbrief (kompakt & präzise)

  • Familie / Gattung: Johanniskrautgewächse (Hypericaceae), Gattung Hypericum
  • Lebensform: Mehrjährige, krautige Pflanze
  • Wuchs: 30–80 cm hoch, aufrechte Stängel, verzweigt
  • Blätter: Gegenständig, länglich-oval, mit durchscheinenden Öldrüsen („perforiert“)
  • Stängel: Zwei Längskanten, kahl
  • Blüten: Leuchtend gelb, 5 Kronblätter mit schwarzen Punkten am Rand
  • Blütezeit: Juni–September (Höhepunkt um den 24. Juni – Johannistag)
  • Früchte: Kapselfrüchte mit zahlreichen kleinen Samen
  • Standort: Sonnige, trockene bis mäßig feuchte Standorte, Wegränder, Wiesen, Waldränder
  • Verbreitung: Europa, Westasien, eingebürgert in Nordamerika
  • Besonderheit: Bekannt als Heilpflanze gegen depressive Verstimmungen, Wunden und Nervenschmerzen

Bestimmen im Gelände (ausführliche Beschreibung)

Echtes Johanniskraut lässt sich gut an den durchscheinenden Öldrüsen in den Blättern, den schwarzen Punkten an den Blütenblatträndern und den kantigen Stängeln erkennen.

  1. Habitus & Höhe: Mehrjährige Staude, oft in kleinen Horsten wachsend.
  2. Blätter: Gegenständig, länglich, mit zahlreichen kleinen hellen Punkten (Öldrüsen).
  3. Stängel: Aufrecht, kahl, mit zwei markanten Längskanten.
  4. Blüten: Gelb, ca. 2 cm groß, 5 Kronblätter mit schwarzen Punkten, viele Staubblätter.
  5. Früchte: Braune Kapselfrüchte mit feinen Samen.
  6. Standort: Sonnige Wegränder, Böschungen, magere Wiesen.
  7. Besonderheiten: Blätter geben beim Zerreiben rötlichen Saft ab (Hypericin).

Verwechslungsgefahr:

  • Geflecktes Johanniskraut ( Hypericum maculatum ) – Ähnlich, aber ohne durchscheinende Punkte in den Blättern.
  • Hartheu-Arten ( Hypericum spp.) – Kleinere Blüten, andere Wuchsform.

Johanniskraut im Kräuterjahr – Saisonlogik & Praxisfenster

🌿 Cluster-Bezug: Entdecke das Johanniskraut im Jahresverlauf im Kräuterjahr. Wer die Entwicklungsphasen kennt, kann die Pflanze zur optimalen Zeit für Öl, Tee oder Tinkturen sammeln.

Jahresverlauf des Johanniskrauts

  • Frühjahr (April–Mai): Junge, frische Triebe entwickeln sich an sonnigen Standorten. Idealer Zeitpunkt, um Standorte zu markieren.
  • Frühsommer (Juni–Juli): Hauptblütezeit um den Johannistag (24. Juni). Blüten enthalten jetzt die höchste Wirkstoffkonzentration – perfekt für Johanniskrautöl.
  • Spätsommer (August–September): Fruchtkapseln reifen, Pflanze beginnt zu welken. Jetzt Samenreife beobachten, falls Eigenvermehrung gewünscht ist.
  • Herbst/Winter (Oktober–März): Oberirdische Teile sterben ab, Wurzelstock überwintert. Standortpflege und Beobachtung für die nächste Saison.

💡 Redaktioneller Tipp: Auf der Übersicht Kräuterjahr lassen sich drei feste Saisonpunkte für Johanniskraut eintragen:
Juni: „Blüten für Öl und Tee ernten“
Juli: „Tinktur ansetzen“
September: „Samenstände für Vermehrung sichern“

Johanniskraut (Hypericum perforatum): Erkennung, Anwendung, Rotöl & Tee, Verwechslungen
Desktop: Wichtige Bereiche sind bereits geöffnet.

Beschreibung

Johanniskraut – sonnenliebende Heilpflanze (Blüten/Triebspitzen) für Rotöl & Tee; sichere Bestimmung und Wechselwirkungen beachten!

Botanische Einordnung

Johanniskraut, wissenschaftlich Hypericum perforatum, gehört zur Familie der Hypericaceae. Typisch sind gegenüberstehende Blätter mit hell durchscheinenden „Pünktchen“ (Öldrüsen; gegen das Licht gehalten), zwei Längsleisten am Stängel, fünf gelbe Kronblätter mit schwarzen Randpunkten und zahlreiche Staubblätter; zerreibt man Knospen/Blüten, färbt der Saft rötlich.

Vorkommen und Standort

Ausdauernd; wächst an sonnigen Wegrändern, Böschungen, Magerrasen und auf trockenen bis mäßig frischen Standorten. Blütezeit meist Juni–August; Ernte der oberen, blühenden Triebspitzen zur Hochblüte.

Cluster bei Kräuterleben

Ein Schwerpunkt bei Wildkräutern (sicher erkennen) sowie in Gesundheit & Hausapotheke und Vorrat & DIY (Rotöl, Salbe, Tinktur). Im Bestimmungstool steht es für „durchlöcherte“ Blätter (Öldrüsen), gelbe Blüten mit schwarzen Punkten und den rötlichen Pflanzensaft.

Verwendungszweck

Hinweis: traditionelle Nutzung; ersetzt keine ärztliche Beratung. Wichtige Wechselwirkungen beachten (siehe unten).

Innerliche Anwendung (traditionell)

Tee (Kraut/Blüten)

1–2 TL getrocknete, blühende Triebspitzen mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 5–10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Traditionell bei nervöser Unruhe und zur Abendruhe.

Tinktur/Extrakte

Auszug der blühenden Triebspitzen in Alkohol; standardisierte Fertigpräparate sind erhältlich. Einnahme nur nach Beratung wegen Interaktionen.

Andere Anwendungen

Johanniskraut‑Öl (Rotöl)

Frische Blüten/Triebspitzen mehrere Wochen in Öl ausziehen; äußerlich für Einreibungen/Massagen (s. DIY). Nicht vor starker Sonneneinstrahlung verwenden.

Salben & Einreibungen

Rotöl als Grundlage für Salben; traditionell zur Pflege beanspruchter Muskeln/Haut.

Umschläge

Mit Rotöl oder mildem Teeaufguss angefeuchtete Tücher kurzzeitig auflegen.

Mehr zur Praxis: Gesundheit & Hausapotheke · Vorrat & DIY

Medizinische Verwendung (traditionell)

Hinweis: historische/volksmedizinische Angaben; keine Empfehlung.

Traditionelle Einsatzgebiete

Volksmedizinisch beschrieben bei nervöser Unruhe, „niedriger Stimmung“, Schlafneigung am Abend (innerlich), sowie äußerlich zur Pflege nach Prellungen/Verspannungen. Evidenz und Produktqualität variieren; Interaktionen beachten.

Innerliche Anwendung

Tee/Tinkturen oder standardisierte Extrakte; Einnahme nur nach Beratung (Wechselwirkungen mit Arzneimitteln möglich).

Äußerliche Anwendung

Rotöl/Salbe für Einreibungen; nicht vor intensiver Sonne anwenden (Photosensibilisierung möglich).

Wirkstoffprofile im Überblick

  • Naphthodianthrone (z. B. Hypericin) – lichtsensibilisierend; färbt Rotöl rot
  • Phloroglucinole (z. B. Hyperforin) – relevant für Interaktionen/Enzyminduktion
  • Flavonoide – Begleitstoffe (antioxidativ)
  • Gerbstoffe – adstringierend

Weiterführend: Pflanzenkunde

Inhaltsstoffe & Wirkstoffprofil

Inhaltsstoffe & Wirkstoffprofil des Johanniskrauts

Inhaltsstoff Kategorie Menge (%)
Hypericin/Pseudohypericin Naphthodianthrone variabel (spuren–0,3)
Hyperforin/Adhyperforin Phloroglucinole variabel
Flavonoide (Rutin, Quercetin) Sekundäre Pflanzenstoffe variabel
Gerbstoffe Gerbstoffe variabel
Ätherische Öl‑Anteile Ätherische Öle gering
  • Hypericine: färben Rotöl; lichtsensibilisierend
  • Hyperforin: kann Arznei‑Enzyme/Transporter beeinflussen (Interaktionen)
  • Flavonoide: antioxidative Begleitstoffe
  • Gerbstoffe: adstringierend
  • Ätherische Anteile: gering; tragen zum Aroma bei

Gehalte schwanken je nach Standort, Erntezeit, Verarbeitung und Produkt.

DIY‑Rezepte – Johanniskraut‑Rotöl & Salbe

Hinweis: sichere Bestimmung & Sonnenschutz beachten (Photosensibilisierung möglich).

Klassisches Johanniskraut‑Rotöl (Kaltauszug)

  1. Frische, leicht angetrocknete Blüten/Triebspitzen locker in ein Glas geben.
  2. Mit hochwertigem Öl (z. B. Oliven‑/Mandelöl) vollständig bedecken.
  3. 3–6 Wochen bei Raumtemperatur ziehen lassen (hell, jedoch nicht heiß), täglich bewegen.
  4. Abseihen; das Öl ist rot gefärbt. Kühl/dunkel lagern.
💡 Tipp: Nicht unmittelbar vor Sonnenbädern anwenden.

Johanniskraut‑Salbe (aus Rotöl)

  1. 200 ml Rotöl im Wasserbad erwärmen.
  2. 20–25 g Bienenwachs einrühren, bis es gelöst ist; optional Lavendelöl.
  3. In Tiegel füllen, erkalten lassen.
💡 Tipp: Für weichere Salbe weniger, für festere mehr Wachs einsetzen.

Tinktur (Alkoholauszug)

  1. Blühende Triebspitzen mit 40 % Alkohol übergießen.
  2. 2–3 Wochen dunkel ziehen lassen, schütteln; abseihen.

Weitere Ideen: Vorrat & DIY · Rezepte & Küche

Nachhaltigkeit & Sammelregeln

Grundinfo

Johanniskraut ( Hypericum perforatum ) bevorzugt sonnige, trockene Standorte; Ernte der oberen, blühenden Triebspitzen zur Vollblüte.

Sammelregeln

  • Merkmale prüfen: „durchlöcherte“ Blätter gegen das Licht, zwei Längsleisten am Stängel, gelbe Blüten mit schwarzen Randpunkten; roter Saft bei Zerreiben.
  • Nachhaltigkeit: nur Teilmengen entnehmen; Bestände schonen.
  • Hygiene: sauber ernten/trocknen; kein schimmelndes Material verwenden.
  • Recht: Privatflächen & Schutzgebiete beachten; lokale Regeln einhalten.
💡 Qualität: Blühende Triebspitzen an sonnigen Tagen ernten; zügig und schonend trocknen.

Planung & Saison: Saisonfinder Wildkräuter · Kräuter nach Monaten

Verwechslungsgefahr / ähnliche Pflanzen

Kategorie: Wildkräuter · Hausapotheke · sichere Bestimmung

Ähnliche & mögliche Doppelgänger

  • Geflecktes Johanniskraut( Hypericum maculatum ) – nahe verwandt; Stängel meist rundlicher, Blätter mit weniger „Pünktchen“; Nutzung ähnlich.
  • Vierkantiges Johanniskraut( Hypericum tetrapterum ) – geflügelter, kantiger Stängel; feuchte Standorte; Nutzung ähnlich.
  • Schöllkraut( Chelidonium majus ) – vier Kronblätter, orangefarbener Milchsaft; deutlich anders.
  • Jakobskreuzkraut( Senecio jacobaea ) – Korbblütler mit vielen Zungenblüten (strahlenförmig), stark giftig; bei Unsicherheit nicht sammeln.

⚠️ Hinweis

Bei Unsicherheit grundsätzlich nicht sammeln. Mehr dazu: Giftpflanzen & Verwechslungen

Kombinationen mit Johanniskraut

In der Hausapotheke beliebt in Kombination mit:

  • Melisse – ausgleichend am Abend (Tee).
  • Baldrian/Passionsblume – klassische Abendtees (beratungsbedürftig).
  • Ringelblume – äußerlich mit Rotöl für die Hautpflege.
  • Lavendel – duftige Ergänzung in Salben/Ölen.

Mehr Kräuter entdecken: Pflanzen‑Übersicht

Artenschutz‑Hinweis & Kommission E‑Monographien

Artenschutz & Sammelregeln

Bestände schonen; nur Teilmengen entnehmen; Schutzgebiete respektieren. In Gärten/Privatflächen nur mit Erlaubnis ernten.

Mehr Hintergründe: Pflanzenkunde

Kommission E

Für Hyperici herba(Johanniskrautkraut) liegt eine positive Bewertung u. a. bei nervöser Unruhe und gedrückter Stimmung vor; äußerlich bei leichten, nicht offenen Hautbeschwerden. Einnahme/Wechselwirkungen beachten.

Wesentliche Hinweise

  • Interaktionspotenzial (CYP/Transporter); standardisierte Präparate bevorzugen und Rücksprache halten.

Bezugsmöglichkeiten & Einkauf

Johanniskraut ist als getrocknetes Kraut, als standardisierte Extrakte und als Rotöl/Salbe erhältlich.

Formen

  • Getrocknetes Kraut: blühende Triebspitzen (für Tee).
  • Standardisierte Extrakte: geprüfte Produkte; Interaktionen beachten.
  • Rotöl & Salben: zur äußerlichen Anwendung.
  • Saatgut/Jungpflanzen: für sonnige, eher trockene Standorte.

Beim Kauf achten

  • Qualität: reines Pflanzenmaterial; bei Extrakten standardisierte Gehalte.
  • Herkunft: möglichst aus kontrolliertem Anbau.
  • Hinweise: Beipackzettel/Wechselwirkungen genau lesen.
Praxis: Apotheken/Kräutergärtnereien beraten zu geeigneten Produkten und Interaktionen.

Persönliche Erfahrung

Der erste Rotöl‑Ansatz war ein Aha‑Erlebnis: Blüten ins Öl – nach einigen Wochen tiefrot. Ich nutze es sparsam für Einreibungen am Abend und achte auf Sonnenlicht am Folgetag.

Volksglaube, Brauchtum & alte Namen

Johanniskraut spielt um die Sommersonnenwende (Johanni) eine besondere Rolle; die Blüten galten als „Sonnenfänger“. Im Kräuterbuschen traditionell häufig enthalten; Räucherungen wurden zur Haussegnung verwendet.

Alte Namen: Tüpfel‑Johanniskraut, Herrgottsblut, Johannisblume.

Mehr Tradition & Geschichten: Vergessene Heilpflanzen · Zeitreise

Nebenwirkungen & rechtlicher Hinweis

Mögliche Nebenwirkungen: Magen‑Darm‑Beschwerden, Kopfschmerzen, Unruhe, Photosensibilisierung (v. a. hellhäutige Personen/hohe Dosen). Wichtig: ausgeprägtes Interaktionspotenzial (Enzym‑/Transporterinduktion).

Bitte beachten:
  • Wechselwirkungen u. a. mit Antibabypille, Immunsuppressiva, Gerinnungshemmern, bestimmten Herz‑, Krebs‑, HIV‑, Epilepsie‑ und Antidepressiva‑Medikamenten (Risiko Wirkverlust/Serotonin‑Syndrom) – Einnahme nur nach ärztlicher Rücksprache.
  • Nicht in der Schwangerschaft/Stillzeit ohne ärztliche Begleitung; bei bipolarer Störung/Manieneigung meiden.
  • Rotöl/Salben nicht vor intensiver Sonne anwenden (Lichtempfindlichkeit).

Bei Unsicherheit nicht verwenden. Diese Seite ersetzt keine medizinische Beratung.

Rechtlicher Hinweis: Informationen aus überlieferten Anwendungen sowie öffentlich zugänglichen Quellen; keine medizinische Beratung.

FAQ – Häufige Fragen

Wie erkenne ich Johanniskraut sicher?

Blätter mit hellen „Pünktchen“ (Öldrüsen) gegen das Licht, zwei Längsleisten am Stängel, gelbe Blüten mit schwarzen Randpunkten; roter Saft beim Zerreiben der Knospen.

Wofür wird Johanniskraut traditionell genutzt?

Innerlich (Tee/Tinktur) bei nervöser Unruhe/Abendruhe; äußerlich Rotöl/Salbe zur Einreibung. Beratung und Interaktionen beachten.

Gibt es Wechselwirkungen?

Ja, ausgeprägt (u. a. Antibabypille, Immunsuppressiva, Gerinnungshemmer, gewisse Antidepressiva etc.). Vor Einnahme ärztlich abklären.

Wie mache ich Rotöl?

Blüten/Triebspitzen mehrere Wochen in Öl ausziehen (hell, aber nicht heiß), täglich bewegen; danach abseihen (siehe DIY).

Lässt sich Johanniskraut im Garten anbauen?

Ja, sonnig, eher trocken‑mager; sät sich mitunter selbst aus.

Kooperations‑Tipps & Hausapotheke: Hausapotheke zum Nachbauen · Kräuter & Nährstoffmangel · Wildkräuter

Quellenangabe & weiterführende Seiten

Hypericum perforatum. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. (Abruf: 29. Juli 2025)

Weiterführend auf Kräuterleben: Start · Pflanzen‑Übersicht · Pflanzenkunde · Gesundheit & Hausapotheke · Hausapotheke zum Nachbauen · Kräuter‑Zahnpasta selbst machen

Autor: Kräuterleben Redaktion · Qualitätsprüfung: intern · Zuletzt aktualisiert: 22.08.2025

Hinweis: Die nachfolgenden Informationen basieren auf externen Quellen und wissenschaftlicher Literatur. Sie stellen KEINE Empfehlung dar, die Pflanze in der beschriebenen Weise zu verwenden. Jede Anwendung erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt nicht die Beratung durch medizinisches Fachpersonal.

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