November Kräuter

Entdecken. Erkennen. Anwenden.

Wildkräuter im November – Winterrobuste Pflanzen und stille Ressourcen

Der November wirkt auf den ersten Blick karg. Viele Pflanzen haben sich zurückgezogen, Blätter zersetzen sich, Samen sind verstreut und ein Teil der Natur liegt bereits im Winterschlaf.

Doch wer genauer hinschaut, findet auch jetzt Nutzbares: wintergrüne Blattrosetten, Wurzeln, Nadeln und wenige robuste Kräuter.

November ist ein Monat des gezielten Sammelns — nicht des Suchens nach Fülle.

November auf einen Blick

Verfügbarkeit gering, aber gezielt nutzbar
Fokus wintergrüne Kräuter, Wurzeln, Nadeln
Küche kräftig, würzig, teilweise herb
Hausapotheke Verdauung, Abwehr, Atemwege
Sammelprinzip selektiv, vorsichtig, bestandsfreundlich

Der November ist der Monat der verborgenen und wintertauglichen Pflanzen. Vieles ist nicht mehr sichtbar – aber noch vorhanden.

Riesen-Goldrute mit wolligen, hellen Samenbüscheln im November

Foto: Dirk Schwartz

Was wächst jetzt draußen?

Tipp: Jetzt eher am Boden, an geschützten Stellen und im Nadelbereich suchen – weniger auf offenen, gefrorenen Wiesenflächen.

Legende:
🟢 gut nutzbar 🟡 eingeschränkt 🔴 nicht sinnvoll
🟢 Spitz- & Breitwegerich (Rosetten)

Robust, frisch, gut erkennbar.

→ Pflanzenprofil
🟢 Löwenzahn (Jungrosetten)

Geschmack kräftiger, aber nutzbar.

→ Pflanzenbeschreibung
🟢 Gänseblümchen (Blätter & Blüten)

Überraschend winterhart – Vitaminquelle.

→ Pflanzenprofil
🟡 Sauerampfer / Sauerklee

Säuerlich – nur in kleinen Mengen.

→ Info
🟢 Brennnessel (Bodentriebe)

Manchmal noch frisch – selten, aber wertvoll.

→ Anwendung
🟢 Fichten-/Tannennadeln

Nicht roh essen – aber ideal für Tee & Hausapotheke.

→ Hinweis
🟢 Hagebutten (vollreif & weich)

Sehr vitaminreich – ideal für Mus & Paste.

→ Heilpflanzenprofil

➡ November zeigt, welche Pflanzen Ausdauer besitzen — und welche Strukturen bleiben, wenn alles andere verschwunden ist.

Welche Pflanzen wirken jetzt besonders?

Der Schwerpunkt liegt jetzt auf Pflanzen, die traditionell Immunsystem, Atemwege und Verdauung unterstützen.

Fichtennadeln / Tannennadeln
Für Wintertee, Atemwege und Duftanwendungen.
Hagebutten (weich nach Frost)
Vitaminreich – unterstützend im Winter.
Wegerich (Rosetten)
Traditionell schleimhautschützend und stärkend.
Löwenzahnwurzel
Noch sammelbar, solange der Boden nicht gefroren ist.

Merksatz: ➡ November sammelt, was stärkt, wärmt und schützt.

Was lohnt jetzt in der Küche?

Im November geht es nicht um Fülle, sondern um Tiefe: Einige Wildpflanzen sind noch nutzbar und bringen markante Aromen in einfache Gerichte – vor allem frisch, leicht herb oder erdig. Kleine Mengen reichen aus, um einen saisonalen Akzent zu setzen.

Typische Aromen im November:
• würzig
• leicht bitter
• harzig oder waldig
• überraschend frisch bei Bodentrieben
• Gänseblümchen
Sorgt für visuelle Frische auf dem Teller – z. B. als Topping.
• Wegerich
Zarte Blätter roh, ältere kurz in Pfanne oder Suppe.
• Löwenzahnrosette
Bringt bittere Tiefe in herzhafte Snacks oder Salate.
• Hagebutten
Reif nach Frost – perfekt für Aufstrich, Mus oder Teepulver.
• Fichtennadeln
Als Tee verarbeitet: aromatisch, mild und winterlich wärmend.
💡 Wildkräuter in kleinen Dosen sind im November oft die bessere Wahl: Sie liefern sekundäre Pflanzenstoffe, regen den Appetit an und ergänzen deftige Küche auf einfache Weise.

Rezeptidee: Fichtennadeltee für trübe Tage

Zubereitung:
1. 1 TL zerkleinerte Nadeln
2. mit heißem (nicht kochendem) Wasser übergießen
3. 8–12 Minuten abgedeckt ziehen lassen

Wirkung & Geschmack:
Mild, harzig, wärmend – wird traditionell als Begleiter in der Erkältungszeit genutzt.

→ Mehr saisonale Wildrezepte entdecken

Vorrat & Hausapotheke

Im November liegt der Fokus nicht auf großen Mengen, sondern auf Haltbarkeit und Qualität. Viele Pflanzen haben bereits Wirkstoffe eingelagert — ideal für Vorrat und Winterapotheke.

Vorrat: Kleine Mengen, großer Nutzen

  • • Nadeln → für Tee oder als aromatische Winterwürze
  • • Hagebutten → Mus, Pulver oder schonend getrocknete Schalen
  • • Löwenzahn- oder Wegerichblätter → dünn ausgebreitet trocknen, kleine Mengen genügen

Für die Hausapotheke

  • • Harzsalben (Fichte/Kiefer) → sinnvoll für Winterhaut & Atemwege
  • • Immuntees → z. B. Hagebutte + Nadelbaumanteil
  • • Winter-Oxymel → Hagebutte, Tannennadel, milde Säure
  • • Wurzeltinkturen → solange der Boden noch offen ist
💡 Merksatz:
Im November wird nichts „auf Vorrat gehortet“, sondern gezielt angelegt — was genutzt wird, bleibt, was nicht genutzt wird, wird erst gar nicht gesammelt.

Duftöl mit Fichtennadeln selbst herstellen

Fichtennadeln enthalten ätherische Öle, die nicht nur frisch und waldig duften, sondern auch die Atemwege unterstützen können. Mit einem selbst gemachten Auszugsöl holst du dir die Kraft des Waldes nach Hause – ganz ohne Destille.

Zutaten:

  • Eine Handvoll frische Fichtennadeln (oder Tannennadeln)
  • 200 ml hochwertiges Pflanzenöl (z. B. Jojoba, Mandel oder Olivenöl)
  • Ein Schraubglas oder dunkle Flasche

So geht’s:

  1. Fichtennadeln klein schneiden oder leicht andrücken.
  2. In das Glas geben und vollständig mit dem Öl bedecken.
  3. 2–3 Wochen bei Zimmertemperatur ziehen lassen – gelegentlich schütteln.
  4. Anschließend abseihen und in eine dunkle Flasche füllen.
💡 Hinweis: Das Öl eignet sich als wärmendes Massageöl für Brust & Rücken, für Fußbäder oder als duftende Pflege – besonders in der Erkältungszeit.

Was wie stiller Wald wirkt, steckt voller Schätze

Die Checkliste hilft dir, sie zu finden.

Foto: Dirk Schwartz


Checkliste zum Mitnehmen

Eine kleine Orientierung für unterwegs — nicht alles muss gefunden werden. Nimm nur mit, was du sicher erkennst und wirklich verarbeitest.

💡 Tipp:
Die Liste funktioniert auch als Saison-Notiz — was du nicht findest, kommt meist im Laufe des Winters oder frühen Frühjahrs wieder.

⚠ Sammelhinweise

  • • nicht sammeln, wenn Pflanzen gefroren oder matschig sind
  • • bei Nadelbäumen → nur ungiftige Arten(keine Eibe!)
  • • Früchte nur sammeln, wenn sie ohne Schimmel und ohne grau-braune Stellen sind
  • • Wurzeln nur graben, wenn der Boden locker genug ist
💡 Hinweis:
Im November steht Rücksicht an erster Stelle — Pflanzen regenerieren langsamer, Bestände sollen stabil bleiben.

Was verändert sich im Dezember?

Im Dezember wird es ruhig — und der Charakter der Natur verändert sich noch einmal deutlich. Einige wintergrüne Kräuter bleiben sichtbar, Nadeln behalten ihren Wert in Küche und Hausapotheke. Gleichzeitig beginnt eine Zeit, in der Sammeln weniger mit Menge und mehr mit Bewusstsein und gezielter Nutzung zu tun hat.

💡 Kernaussage:
Dezember ist kein Erntemonat — sondern ein Monat des Vorbereitens, Erhaltens und bewussten Auswählens.

Häufige Fragen

Kann man im November noch sammeln?
Ja — aber nur ausgewählte Pflanzen, keine Mengen.
Gibt es neue Pflanzen im November?
Nein — jetzt geht es um Winterbestand, nicht Neubeginn.
Was ist die wichtigste Ressource?
Für viele: Hagebutten & Teile der Nadelbäume.

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