Heilpflanzen & Antibiotika

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Pflanzliche Antibiotika: Wirkung, Kräuter, Mischungen & Studien

Hinweis / Disclaimer:
Die folgenden Inhalte dienen der allgemeinen Information über Heilpflanzen mit antibakteriellen Eigenschaften. Sie ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Therapie. Bei Fieber, schwerem Krankheitsgefühl, sich rasch verschlechternden Symptomen, Blut im Urin, Schmerzen in Flanke oder Nierengegend, Atemnot, eitrigen Wunden, Sepsiszeichen, bei Kindern, in Schwangerschaft/Stillzeit sowie bei bestehenden Vorerkrankungen ist unbedingt eine ärztliche Abklärung erforderlich.

Werbung mit Heilversprechen ist in Deutschland nach dem Heilmittelwerbegesetz (HWG) unzulässig; Formulierungen müssen sachlich, korrekt und ohne Erfolgszusage erfolgen.

Antibiotika – Segen und mögliche Risiken

Antibiotika sind eine der größten Errungenschaften der modernen Medizin und retten jedes Jahr unzählige Leben. Ohne sie wären viele Infektionen, Operationen oder Krebstherapien kaum möglich. Gleichzeitig weisen Fachgesellschaften seit Jahren darauf hin, dass ihr falscher oder zu häufiger Einsatz zu Resistenzen führt und ihre Wirksamkeit dadurch gefährdet wird.

Hinzu kommt: Eine Antibiotikatherapie kann die natürliche Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen. Manche Menschen berichten nach wiederholter Einnahme von erneuten Infekten oder Verdauungsproblemen. Deshalb gilt der Grundsatz: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Wichtig: Bei schweren bakteriellen Infektionen sind Antibiotika unverzichtbar. Pflanzliche Mittel können in leichteren Fällen unterstützend wirken, ersetzen aber keine ärztliche Behandlung. Entscheidend ist die richtige Abwägung – und im Zweifel immer ärztlicher Rat.

Quellen: RKI – Antibiotikaresistenz in Deutschland

Themenübersicht: Pflanzliche Antibiotika

Antibiotikaresistenz & die Rolle pflanzlicher Alternativen

Immer mehr Bakterien werden widerstandsfähig gegen gängige Medikamente. Fachleute sprechen hier von Resistenzen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass jedes Jahr über eine Million Menschen direkt an Infektionen mit resistenten Bakterien sterben. Auch in Deutschland wird die Situation genau überwacht.

Warum Heilpflanzen?
Viele Kräuter enthalten Stoffe, die das Wachstum von Bakterien hemmen können. Beispiele sind Thymian mit Thymol und Carvacrol, Kapuzinerkresse und Meerrettich mit scharfen Senfölen, Bärentraubenblätter mit Arbutin sowie Knoblauch mit Allicin.

Im Labor konnte man diese Wirkung oft nachweisen. Erste Studien zeigen, dass Heilpflanzen bei leichten Infekten unterstützend wirken können, zum Beispiel Thymianmischungen bei Husten oder Kapuzinerkresse und Meerrettich bei Blasenentzündungen. Aber: Bei ernsten Erkrankungen sind Antibiotika aus der ärztlichen Behandlung unverzichtbar.

Einordnung: Pflanzliche Mittel können Beschwerden lindern und das Immunsystem begleiten. Sie ersetzen jedoch keine medizinische Therapie und sollten immer mit klaren Grenzen und ärztlicher Rücksprache genutzt werden.

Kurzüberblick: Wichtige Pflanzen

Einige bekannte Heilpflanzen werden immer wieder genannt, wenn es um natürliche antibakterielle Wirkungen geht. Hier ein Überblick – alphabetisch sortiert:

  • Schafgarbe (Achillea millefolium): Traditionell bei Wunden und Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt. Erste Untersuchungen zeigen antibakterielle Stoffe, aber noch wenige klinische Studien.
  • Knoblauch (Allium sativum): Enthält Allicin, das ein breites Wirkungsspektrum gegen Bakterien hat. Labor- und Tierversuche belegen dies deutlich, Studien am Menschen liefern gemischte Ergebnisse.
  • Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi): Die Blätter enthalten Arbutin, das im Körper antibakteriell wirkt. Kurzzeitig traditionell bei leichten Harnwegsinfekten genutzt. Anwendung zeitlich begrenzt.
  • Ringelblume (Calendula officinalis): Bekannt in Salben und Tinkturen zur Wundheilung. Klinische Daten zeigen positive Effekte bei Hautverletzungen und leichten Entzündungen.
  • Myrrhe (Commiphora myrrha): Harz mit antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften. Wird oft in Mundspülungen bei Zahnfleischproblemen verwendet.
  • Spitzwegerich (Plantago lanceolata): Traditionell als Hustensirup oder Tee. Wirkt reizlindernd und zeigt auch bakterienhemmende Effekte in ersten Untersuchungen.
  • Salbei (Salvia officinalis): Klassisch zum Gurgeln bei Hals- und Rachenproblemen. Enthält ätherische Öle und Gerbstoffe, die antibakteriell wirken. Hohe Mengen an Thujon sind zu vermeiden.
  • Thymian (Thymus vulgaris/zygis): Ätherische Öle wie Thymol und Carvacrol wirken antibakteriell und schleimlösend. In Hustensäften oft mit anderen Kräutern kombiniert, auch durch Studien belegt.
  • Kapuzinerkresse + Meerrettich (Tropaeolum majus & Armoracia rusticana): Senföle mit starker antibakterieller Wirkung. Die Kombination ist in Deutschland als pflanzliches Arzneimittel gegen Harn- und Atemwegsinfekte bekannt.

Quellen: European Medicines Agency (EMA) , PubMed , Frontiers

Einzelportraits – Wirkstoffe • Studienlage • Anwendung • Sicherheit

Um die Wirkung pflanzlicher Antibiotika besser zu verstehen, lohnt sich ein genauer Blick auf einzelne Heilpflanzen. Jede Pflanze enthält besondere Wirkstoffe, die im Labor getestet wurden und zum Teil auch in Studien am Menschen untersucht sind. Solche wissenschaftlichen Untersuchungen werden hier unter „Studienlage“ zusammengefasst. Dazu erfährst du, wie die Pflanzen traditionell angewendet werden und welche Sicherheitsaspekte beachtet werden sollten.

Thymian (Thymus vulgaris/zygis)

Wirkstoffe: Thymian enthält vor allem die ätherischen Öle Thymol und Carvacrol sowie Flavonoide. Diese Stoffe können Bakterien schwächen und ihr Wachstum bremsen.

Studienlage / Anwendung: Im Labor zeigt Thymian eine deutliche antibakterielle Wirkung. Die europäische HMPC -Monographie erkennt ihn als traditionelles Mittel gegen Husten und Erkältungen an. Klinische Studien belegen die Wirksamkeit von Thymian in Kombinationen, wie sie auch bei Hustenbeschwerden eingesetzt werden (z. B. Thymian + Primel oder Thymian + Efeu).

Anwendung: Klassisch als Kräutertee , in Hustensirup oder als Inhalation. Auch standardisierte Präparate sind erhältlich – bitte die Hinweise auf der Packung beachten.

Sicherheit: Thymianöl darf bei Säuglingen und Kleinkindern nicht im Gesicht oder an der Nase angewendet werden – es kann zu Atemnot führen. Wenn Beschwerden schlimmer werden (z. B. hohes Fieber, Atemnot, eitriger Auswurf), ist ärztliche Hilfe erforderlich.

Salbei (Salvia officinalis)

Wirkstoffe: Salbei enthält ein ätherisches Öl (mit dem Bestandteil Thujon ) sowie Gerbstoffe. Diese wirken zusammen adstringierend und können Bakterien im Mund- und Rachenraum hemmen.

Studienlage / Anwendung: Die europäische HMPC -Monographie erkennt Salbei an zur symptomatischen Behandlung von Entzündungen im Mund- und Rachenraum, zum Beispiel als Gurgellösung oder Tee. Neben der traditionellen Anwendung gibt es Hinweise auf eine antimikrobielle Wirkung.

Sicherheit: Wegen des Gehalts an Thujon sollten hohe Dosen oder die längerfristige Anwendung von konzentriertem Salbeiöl vermieden werden. Für Kinder, Schwangere und Stillende gilt besondere Vorsicht – hier bitte auf ärztliche Empfehlungen achten.

Kamille (Matricaria recutita)

Wirkstoffe: Kamille enthält Bisabolol , Chamazulen sowie Flavonoide. Auszüge und ätherisches Öl wirken in Laboruntersuchungen antibakteriell und auch gegen Pilze. Für die Blüten und das Öl liegen HMPC-Monographien vor.

Studienlage / Anwendung: Präklinische Daten zeigen eine gute antimikrobielle Wirkung. In der Praxis wird Kamille vor allem zur Pflege von Schleimhäuten und bei Wunden eingesetzt – zum Beispiel als Spülung, Aufguss oder in Salben.

Sicherheit: Kamille ist meist gut verträglich. Menschen mit Allergien gegen Korbblütler(wie Beifuß oder Ambrosia) sollten vorsichtig sein. Bei Reizungen oder Unverträglichkeiten Anwendung beenden.

Spitzwegerich (Plantago lanceolata)

Wirkstoffe: Spitzwegerich enthält unter anderem Aucubin. Er wirkt schützend auf die Schleimhäute und hat eine leichte antibakterielle Wirkung. Traditionell wird er als Saft oder Sirup bei Katarrhen der oberen Luftwege eingesetzt.

Studienlage / Anwendung: Im Labor konnte eine Wirkung gegen bestimmte Bakterien, zum Beispiel Streptococcus -Arten im Mundraum, nachgewiesen werden. In klinischen Studien sind die Daten bisher begrenzt. In der Praxis wird Spitzwegerich häufig als Hustensirup oder Tee genutzt.

Sicherheit: Spitzwegerich gilt als gut verträglich. Allergien sind selten, können aber vorkommen. Bei anhaltendem Husten oder Fieber sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden.

Ringelblume (Calendula officinalis)

Wirkstoffe: Die Ringelblume enthält Triterpensaponine , Flavonoide sowie ätherisches Öl. Diese Inhaltsstoffe unterstützen die Heilung von Haut und Schleimhäuten.

Studienlage / Anwendung: Klinische Untersuchungen zeigen, dass Ringelblumenpräparate die Wundheilung fördern können – zum Beispiel nach Verbrennungen oder Operationen. Zusätzlich wurde eine antimikrobielle Wirkung beobachtet.

Anwendung: Ringelblume wird vor allem äußerlich eingesetzt – etwa als Tinktur, Creme oder Salbe. Bei infizierten oder tiefen Wunden ist jedoch eine ärztliche Abklärung wichtig.

Myrrhe (Commiphora myrrha)

Wirkstoffe: Myrrhe enthält Sesquiterpene und Harzsäuren , die für ihre entzündungshemmenden und antibakteriellen Eigenschaften bekannt sind.

Studienlage / Anwendung: Kleine klinische Studien zeigen positive Effekte von Myrrhe-Mundspülungen bei Zahnfleischentzündungen (Gingivitis). Dabei wurden sowohl Plaque-Index als auch Gingiva-Index verbessert. Im Labor konnte außerdem eine Wirkung gegen verschiedene Bakterien im Mundraum nachgewiesen werden.

Anwendung: Myrrhe kann als Zusatz in Mundspülungen eingesetzt werden – am besten für eine begrenzte Zeit und ergänzend zur normalen Zahnpflege. Sie ersetzt keine gründliche Mundhygiene oder medizinische Behandlungen, kann aber eine kurzzeitige Unterstützung sein.

Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi, Blatt)

Wirkstoffe: Die Blätter der Bärentraube enthalten Arbutin , das im Körper zu Hydrochinon umgewandelt wird. Es wirkt adstringierend und antibakteriell, besonders im Bereich der Harnwege.

Studienlage / Anwendung: Die HMPC-Monographie bestätigt die traditionelle Anwendung bei leichten, wiederkehrenden Harnwegsbeschwerden. Die Anwendung ist jedoch zeitlich begrenzt – nur für kurze Zeiträume und nicht über viele Monate hinweg. Für Personen unter 18 Jahren wird Bärentraube nicht empfohlen. Zudem können Wechselwirkungen auftreten, etwa mit Mitteln, die den Urin ansäuern.

Sicherheit: In Schwangerschaft und Stillzeit wird die Anwendung in der Regel nicht empfohlen. Auch Menschen mit Nierenerkrankungen sollten Bärentraube meiden. Wichtig ist, die maximale Anwendungsdauer zu beachten und bei Beschwerden ärztlichen Rat einzuholen.

Kapuzinerkresse + Meerrettich (Tropaeolum majus + Armoracia rusticana)

Wirkstoffe: Beide Pflanzen enthalten Isothiocyanate – auch bekannt als Senföle. Diese Stoffe wirken scharf im Geschmack und können Bakterien in ihrem Wachstum hemmen.

Studienlage / Anwendung: Für die Kombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettich gibt es sowohl Beobachtungs- als auch randomisierte Studien bei Atemwegs- und Harnwegsinfekten. Zusammenschauen dieser Daten deuten auf einen klinischen Nutzen hin, auch in der Vorbeugung. Die Qualität der Studien ist unterschiedlich, und ein Teil der Daten stammt aus herstellernahen Untersuchungen.

Sicherheit: Senföle können bei empfindlichen Personen die Schleimhäute reizen. Deshalb sollte immer die Dosierung der jeweiligen Fertigarznei beachtet werden. Für Kinder und Schwangere gilt: Anwendung nur nach Rücksprache mit Fachpersonen.

Knoblauch (Allium sativum)

Wirkstoffe: Knoblauch enthält Allicin , eine schwefelhaltige Verbindung, die entsteht, wenn die Zehe zerkleinert wird. Allicin kann Bakterien schwächen und ihr Wachstum hemmen. Weitere Stoffe sind Ajoen und Diallyl-Sulfide – ebenfalls Schwefelverbindungen, die zur typischen Schärfe beitragen und antibakteriell wirken.

Studienlage / Anwendung: Im Labor zeigt Knoblauch eine sehr breite antibakterielle Wirkung. Auch in Tierversuchen wurden diese Effekte bestätigt. Klinische Studien am Menschen sind uneinheitlich – einige zeigen Vorteile bei Erkältungen oder Atemwegsinfekten, andere kommen zu schwächeren Ergebnissen. In der Hausapotheke gilt Knoblauch traditionell als unterstützende Hilfe, vor allem in der Ernährung. Wichtig: Knoblauch kann die Blutgerinnung beeinflussen, daher ist Vorsicht geboten, wenn bereits Medikamente zur Blutverdünnung eingenommen werden.

Sicherheit: Als Lebensmittel ist Knoblauch meist gut verträglich. Bei hochdosierten Präparaten sollte man jedoch aufmerksam sein – mögliche Nebenwirkungen sind Magenreizungen oder Wechselwirkungen mit Medikamenten. Wer regelmäßig Blutverdünner nimmt, sollte Knoblauchpräparate nur nach Rücksprache mit dem Arzt einsetzen.

Hinweis: Teebaumöl (Melaleuca alternifolia)

Teebaumöl wird oft als „natürliches Antibiotikum“ erwähnt. Es ist jedoch kein Heilmittel zum Einnehmen – innerlich wirkt es giftig. Auch auf der Haut darf es nicht unverdünnt angewendet werden, da es Reizungen verursachen kann. In Deutschland empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), dass Teebaumöl in Kosmetika nur in Konzentrationen von maximal 1 % enthalten sein sollte.

Mischungen & Synergien

Kapuzinerkresse + Meerrettich

Beide Pflanzen enthalten sogenannte Isothiocyanate , besser bekannt als Senföle. Diese Stoffe schmecken scharf und können Bakterien direkt abtöten ( bakterizid ) oder ihr Wachstum hemmen ( bakteriostatisch ). Sie können auch verhindern, dass Bakterien schützende Schichten bilden, die man Biofilm nennt.

Studien zeigen, dass die Kombination bei Bronchitis, Nasennebenhöhlenentzündungen und Harnwegsinfekten hilfreich sein kann. Die Ergebnisse sind unterschiedlich, einige stammen von Herstellern, andere sind unabhängig.

Praxis-Hinweis: Am besten werden standardisierte Präparate verwendet. Die Einnahme sollte zeitlich begrenzt bleiben. Bei Warnzeichen wie Fieber, Schmerzen in der Flanke oder Blut im Urin ist ärztliche Hilfe notwendig.

Thymian mit Efeu oder Primel

Thymian wird oft mit anderen Pflanzen wie Efeu oder Primel kombiniert. Klinische Studien zeigen, dass solche Mischungen die Zahl der Hustenanfälle deutlich senken und die Beschwerden bei akuter Bronchitis schneller abklingen lassen.

Praxis-Hinweis: Diese Präparate sollten nur über kurze Zeit und nach Packungsangabe verwendet werden. Wenn sich die Symptome verschlimmern oder Komplikationen auftreten, ist ärztliche Hilfe erforderlich.

Salbei + Myrrhe

Eine Kombination aus Salbei und Myrrhe wird traditionell in Mundspülungen eingesetzt. Kleine klinische Studien deuten darauf hin, dass diese Mischung den Zahnbelag verringern und das Zahnfleisch bei Entzündungen beruhigen kann.

Praxis-Hinweis: Gut geeignet als kurzfristige Ergänzung zur täglichen Mundhygiene. Sie ersetzt jedoch nicht gründliches Zähneputzen oder die professionelle Zahnreinigung.

„Vier-Diebe-Essig“ (historischer Kräuteressig)

Der sogenannte „Vier-Diebe-Essig“ ist eine alte Rezeptur aus Pestzeiten. Er bestand aus Kräutern wie Wermut, Salbei, Rosmarin und Knoblauch. Diese Pflanzen enthalten Terpene – natürliche Aromastoffe, die im Labor antimikrobiell wirken können. Für eine medizinische Wirksamkeit gibt es aber keine modernen Studien.

Heute: Vier-Diebe-Essig ist vor allem eine kulinarische und historische Besonderheit. Er sollte nicht als Heilmittel verstanden werden.

Anwendungsfelder – praxisnah & sicher

Atemwege (Erkältung, akute Bronchitis, Husten)

Bei Husten und Erkältungen haben sich verschiedene Kräuter bewährt. Thymian wirkt schleimlösend und erleichtert das Abhusten. Kombinationen mit Efeu oder Primel sind in Studien untersucht und konnten die Zahl und Schwere der Hustenanfälle verringern. Spitzwegerich wird traditionell als Saft oder Sirup genutzt und gilt als sanfte Unterstützung für die Schleimhäute. Salbei und Kamille können als Gurgellösung oder Tee die Schleimhäute im Mund- und Rachenraum beruhigen.

Wichtig: Bei Fieber über 38,5 °C, Atemnot, eitrigem Auswurf, Brustschmerzen oder wenn sich die Beschwerden nach einer Woche nicht bessern, sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Harnwege und Blase (unkomplizierte Blasenentzündung)

Bärentraubenblätter werden traditionell bei leichten, wiederkehrenden Blasenbeschwerden eingesetzt, allerdings nur für kurze Zeit und nicht für Kinder unter 18 Jahren. Auch die Kombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettich zeigt antibakterielle Effekte und wird bei Harnwegsinfekten eingesetzt.

Wichtig: Bei Fieber, Schmerzen in der Flanke (Niere), Blut im Urin, in der Schwangerschaft oder bei Männern sowie bei Vorerkrankungen wie Diabetes oder Immunschwäche ist sofort ärztlicher Rat erforderlich.

Haut & Wunden

Ringelblume wird äußerlich als Salbe oder Tinktur genutzt und kann die Wundheilung fördern. Teebaumöl wirkt ebenfalls antibakteriell, darf jedoch niemals innerlich angewendet werden. Auf der Haut sollte es nur stark verdünnt verwendet werden, da es sonst Reizungen und Allergien auslösen kann. Kinder, Schwangere und Stillende sollten auf Teebaumöl verzichten.

Wichtig: Bei infizierten oder tiefen Wunden ist immer ärztliche Abklärung notwendig. Bewährte, milde Antiseptika sind in solchen Fällen meist die bessere Wahl.

Mund & Zahnfleisch

Salbei wird klassisch zum Gurgeln genutzt und wirkt beruhigend auf Mund- und Rachenschleimhaut. Myrrhe findet sich in Mundspülungen und kann Zahnfleischentzündungen lindern. Beide Anwendungen sind als Ergänzung zur normalen Mundhygiene geeignet, sollten aber nur kurzfristig erfolgen.

Häufige Fragen (FAQ)

Was ist das „stärkste“ pflanzliche Antibiotikum?

Ein einzelnes „stärkstes“ Mittel gibt es nicht. Die Wirkung hängt immer vom Erreger, der Zubereitung, der Menge und der Anwendung ab. Gute Daten liegen zum Beispiel für Thymian-Mischungen bei Husten, für Bärentraubenblätter bei leichten Blasenbeschwerden und für die Kombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettich bei Atemwegs- und Harnwegsinfekten vor. Bei schweren Infektionen sind jedoch ärztlich verordnete Antibiotika unverzichtbar.

Kann man pflanzliche Antibiotika vorbeugend einnehmen?

Eine dauerhafte Einnahme ist nicht sinnvoll. Besser ist es, auf eine gesunde Lebensweise mit Ernährung, Hygiene und Impfungen zu achten. Kräuter mit antibakterieller Wirkung sollten nur gezielt, zeitlich begrenzt und möglichst nach fachlichem Rat eingesetzt werden, um das empfindliche Darmmikrobiom nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Wie lange darf man Bärentraubenblätter anwenden?

Bärentraubenblätter sind nur für eine kurzzeitige Anwendung gedacht. Kinder unter 18 Jahren sollten sie nicht verwenden. In Schwangerschaft und Stillzeit wird die Anwendung ebenfalls nicht empfohlen. Die genauen Hinweise stehen in der jeweiligen Packungsbeilage und sollten unbedingt beachtet werden.

Sind Kräuter so wirksam wie Antibiotika?

Nein. Im Labor zeigen viele Pflanzen eine starke Wirkung gegen Bakterien, doch in klinischen Studien ist der Nutzen meist auf bestimmte Beschwerden begrenzt. Bei komplizierten oder schweren Infektionen sind Antibiotika die Standardtherapie. Kräuter können aber als begleitende Maßnahme nützlich sein und Symptome lindern.

Welche Mischungen haben Synergien?

Manche Pflanzen wirken in Kombination stärker. Beispiele sind Kapuzinerkresse mit Meerrettich bei Harnwegs- und Atemwegsinfekten, Thymian mit Efeu oder Primel bei Husten sowie Salbei mit Myrrhe in Mundspülungen zur Unterstützung des Zahnfleischs.

Kann man Teebaumöl gegen Akne oder Infekte einnehmen?

Nein. Teebaumöl darf niemals innerlich eingenommen werden, es wirkt giftig. Auch auf der Haut sollte es nur stark verdünnt angewendet werden, da es Reizungen und Allergien hervorrufen kann. In Kosmetika sind höchstens 1 % erlaubt. Kinder, Schwangere und Stillende sollten es vermeiden.

Darf man Thymianöl bei Kindern verwenden?

Thymianöl darf bei Säuglingen und Kleinkindern nicht im Gesicht oder in der Nähe der Nase angewendet werden, da es einen gefährlichen Atemkrampf (Laryngospasmus) auslösen kann. Für Kinder eignen sich sanftere Anwendungen wie Thymiantee oder Hustensirup in kindgerechter Dosierung.

Quellen & weiterführende Literatur (Auswahl)


(Primärquellen und seriöse Sekundärquellen wurden zur Erstellung herangezogen; nachfolgend eine Auswahl geordnet nach Themenbereichen.)


Antibiotika-Resistenzen (Hintergrund):

  • World Health Organization (WHO) – Fact Sheet „Antimicrobial resistance“ (Stand Nov 2023) – Aktuelle globale Zahlen zu AMRwho.int.
  • European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) – Annual Epidemiological Report 2023: AMR in EU/EEA – Daten zu Resistenztrends in Europa, z.B. >35.000 Todesfälle/Jahr in Europa durch resistente Infektionenecdc.europa.euecdc.europa.eu und steigende Raten bei gewissen Erregernecdc.europa.eu.
  • Robert Koch-Institut (RKI) – ARS (Antibiotika-Resistenz-Surveillance) – Informationen zum Surveillance-System in Deutschlandamr.rki.deamr.rki.de.
  • BfArM Blog (Nov 2022) „Antibiotikaresistenzen: Entstehung verlangsamen…“ – Deutsche Perspektive, Zahl von ~33.000 Toten/Jahr in Europa (ECDC)bfarm.debfarm.de.


HMPC/Behörden-Monographien (pflanzliche Arzneimittel):

  • Thymian (Thymi herba) – HMPC Assessment/Monographie (EMA 2016): Traditionelle Verwendung bei produktivem Husten, inkl. Alterseinschränkungenema.europa.euema.europa.eu.
  • Salbei (Salviae folium) – HMPC Monographie: Traditionell bei Mund/Rachenentzündung und Schwitzen; Warnhinweise wegen Thujon (siehe PTAheute/DAZ Artikel)ptaheute.de.
  • Bärentraubenblätter – HMPC Summary of Conclusion (EMA 2018): Gebrauch bei leichten Harnwegsinfekten, nur Erwachsene, max. 1 Wocheema.europa.euema.europa.eu.
  • Spitzwegerich (Plantaginis folium) – HMPC Monographie (2012): Traditional Use bei Schleimhautreizungen und Hustenaltmeyers.org.
  • Kamille (Matricaria flos) – HMPC Assessment Report (2015): Enthält Berichte zu antiseptischer Wirkung; traditionelle äußerliche Anwendungen.
  • Kommission E Monographien (BAnz) – z.B. zu Arctostaphylos uva-ursi, Salvia officinalis, Thymus vulgaris etc., für weitergehende Infos zur traditionellen Anwendung in DE.


Klinische Studien und Reviews (Wirksamkeitsnachweise):

  • Thymian-Kombinationen (Bronchitis): Kemmerich et al., 2007, Arzneim.-Forsch. – RCT zu Thymian/Primel bei akuter Bronchitis: signifikant schnellere Reduktion von Hustenanfällenpubmed.ncbi.nlm.nih.gov. Siehe auch Metaanalyse in Wiesenauer, 2018.
  • Kapuzinerkresse+Meerrettich: Schmitt et al., 2016, Current Medical Research & Opinion – Nicht-Unterlegenheits-Studie vs. Antibiotikum bei Sinusitis/Bronchitis; Schubert et al., 2015 – Prophylaxe UTI. (Übersichtsarbeit Uniklinik Freiburg 2019 fasst 50 Jahre Erfahrung zusammen)uniklinik-freiburg.deuniklinik-freiburg.de.
  • Myrrhe (Commiphora) Mundspülung: Zahid et al., 2019, Open Dentistry Journal – Pilot-RCT: Myrrhe vs. CHX bei experimenteller Gingivitisopendentistryjournal.com.
  • Ringelblume (Calendula) Wundheilung: Leach, 2008, Wounds – Systematic Review: schwache Evidenz, aber Tendenz positivpubmed.ncbi.nlm.nih.gov; Givol et al., 2019, Wound Repair Regen. – neuere systematische Übersicht.
  • Knoblauch (Allium) antimikrobiell: Bhatwalkar et al., 2021, Front. Microbiol. – Review zu organischen Schwefelverbindungen in Knoblauch: breites antibakterielles Wirkspektrum, inkl. anti-Biofilm-Effektefrontiersin.org.
  • Kamille (Matricaria) antimikrobiell: Sah et al., 2022, Pharmaceuticals (Basel) – umfassende Review: Bisabolol verleiht antimikrobielle Eigenschaften; Chamomile zeigte Wirkung gegen Gram+/- Bakterien und sogar Biofilm-Inhibitionmdpi.com.
  • Aucubin (Spitzwegerich) Wirkung: Michael et al., 2001 – in vitro Nachweis antibakterieller Wirkung von Aucubigenin (zitiert in Altmeyer 2025)altmeyers.org.


Sicherheit & Recht:

  • Heilmittelwerbegesetz (HWG): Gesetzestext §3 (Irreführungsverbot, Erfolgsversprechen)aekno.de; Kommentierung in Fachartikeln (Ärzteblatt 2022)aekno.de.
  • BfR-Stellungnahme Teebaumöl (2003): Empfehlung max. 1% in Kosmetik, Warnung vor Hautreizungenbfr.bund.de.
  • EMA Public Statement Thujon (2008): Limitierung der Thujon-Aufnahme (z.B. 5 mg/Tag für Salbei) – u.a. erwähnt in DAZ 2023 Artikelptaheute.de.
  • ECDC/EMA One-Health Report 2022: Betonung, dass falsche Alternativmittel (auch unkontrollierter Einsatz von „natural antibiotics“) nicht die Lösung für AMR sind – stattdessen Antibiotic Stewardship, Prävention etc.