Wissen - Kräuterkunde

Hinweis / Disclaimer:
Die folgenden Inhalte dienen der allgemeinen Information über Heilpflanzen und deren traditionelle Anwendungen. Sie ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Therapie. Bei anhaltenden, schweren oder sich verschlechternden Beschwerden, in Schwangerschaft und Stillzeit, bei Kindern oder bei bestehenden Vorerkrankungen ist immer eine ärztliche Abklärung notwendig.

Werbung mit Heilversprechen ist in Deutschland nach dem Heilmittelwerbegesetz (HWG) unzulässig. Alle Angaben müssen sachlich, korrekt und ohne Erfolgszusage erfolgen.

🌿 Glossar Heilpflanzen & Hausapotheke

Viele Begriffe aus der Kräuterkunde klingen zunächst fremd. In diesem Glossar erkläre ich die wichtigsten Fachausdrücke rund um Heilpflanzen, ihre Inhaltsstoffe und Wirkungsweisen – verständlich, kompakt und praxisnah.

Adaptogene

Pflanzliche Wirkstoffe, die den Körper dabei unterstützen können, besser mit Stress umzugehen. Beispiele sind Rhodiola, Ashwagandha oder Ginseng. In der modernen Forschung gewinnen Adaptogene Bedeutung für Energie, Resilienz und Balance. Auch Brennnesselsamen werden in der Volksheilkunde als kräftigend beschrieben.

Antioxidantien

Substanzen, die freie Radikale abfangen und dadurch Zellen schützen können. Viele Wildkräuter enthalten reichlich Antioxidantien – etwa Vitamin C, Polyphenole oder Carotinoide. Typische Beispiele sind Hagebutten und Sanddorn.

Bitterstoffe

Pflanzliche Stoffe mit bitterem Geschmack, die Verdauungssäfte anregen und Heißhunger reduzieren können. Typische Bitterpflanzen sind Löwenzahn , Wermut oder Enzian.

Carotinoide

Pflanzliche Farbstoffe, die antioxidativ wirken und als Provitamin A dienen können. Besonders reich sind Sanddornbeeren und die Blüten der Ringelblume.

Flavonoide

Sekundäre Pflanzenstoffe mit antioxidativer und gefäßschützender Wirkung. Häufig in Beeren, Zitrusfrüchten und Wildkräutern wie Holunder oder Schafgarbe.

Gerbstoffe

Polyphenole mit zusammenziehender Wirkung auf Haut und Schleimhäute. Sie können bei Durchfall oder zur Wundpflege eingesetzt werden. Klassische Gerbstoffpflanzen sind Eichenrinde oder Blutwurz.

Phytoöstrogene

Pflanzliche Stoffe, die ähnlich wie Östrogen wirken können. Sie finden Anwendung bei Frauenbeschwerden wie Wechseljahren. Enthalten in Rotklee oder Soja.

Polyphenole

Große Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe mit antioxidativer Wirkung. Sie können Herz-Kreislauf und Immunsystem unterstützen. Beispiele sind Quercetin (z. B. in Brennnessel ) und Resveratrol.

Saponine

Schaumbildende Pflanzenstoffe, die antibakteriell wirken und das Immunsystem modulieren können. Enthalten in Süßholzwurzel oder Rosskastanie. Auch Primel enthält saponinhaltige Wurzeln, die traditionell bei Husten verwendet wurden.

Schleimstoffe

Pflanzliche Inhaltsstoffe, die mit Wasser gequollen schützende Gele bilden und Schleimhäute beruhigen können. Typisch sind Eibischwurzel , Malvenblüten oder Linde.

Terpene

Bestandteile ätherischer Öle mit charakteristischem Duft. Sie wirken oft entzündungshemmend und schleimlösend. Beispiele: Menthol in Pfefferminze , Thymol in Thymian.

Zubereitungsformen

Heilpflanzen können als Tee, Tinktur, Salbe oder Sirup verwendet werden. Ein Infus eignet sich für Blätter und Blüten (z. B. Kamille ), ein Dekokt für Wurzeln oder Rinden (z. B. Weidenrinde ).

Wechselwirkungen

Manche Heilpflanzen können die Wirkung von Medikamenten beeinflussen. Beispiel: Johanniskraut kann den Wirkspiegel bestimmter Arzneien verändern. Auch Weidenrinde enthält Salicylate, die mit Blutgerinnungshemmern interagieren können.

Ätherische Öle

Hochflüchtige Duftstoffe aus Pflanzen. Sie bestehen aus vielen Einzelstoffen (z. B. Terpene) und können je nach Pflanze schleimlösend, beruhigend oder antibakteriell wirken. Konzentrierte Öle nur verdünnt und fachgerecht anwenden.

Antibiotikaresistenz (AMR)

Wenn Bakterien gegen Antibiotika unempfindlich werden. Häufige Ursachen sind unnötiger oder falscher Einsatz. Folgen: Infektionen lassen sich schwerer behandeln; daher gilt „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“.

Mikrobiom

Gesamtheit der Mikroorganismen, die uns besiedeln – vor allem im Darm. Ein ausgewogenes Mikrobiom unterstützt Verdauung und Abwehr. Störungen (z. B. durch Medikamente) können Beschwerden begünstigen.

Senföle (Isothiocyanate)

Scharf schmeckende Pflanzenstoffe, die beim Zerkleinern bestimmter Pflanzen entstehen (z. B. Kapuzinerkresse, Meerrettich). Sie können Bakterienwachstum hemmen und werden traditionell bei Atemwegs- und Harnwegsbeschwerden genutzt.

Biofilm

Schutzschicht, die Bakterien auf Oberflächen bilden. Sie erschwert die Behandlung von Infektionen. Einige Pflanzenstoffe können die Biofilmbildung stören.

Quorum Sensing

„Kommunikation“ zwischen Bakterien über Signalmoleküle. Wird sie gestört, können Krankheitsfaktoren (Virulenz) sinken. Manche Pflanzenstoffe wirken hemmend auf dieses System.

Expektorans

Mittel, das Schleim löst und das Abhusten erleichtert (z. B. Thymianpräparate). Hilft, festsitzendes Sekret zu verflüssigen.

HMPC

Herbal Medicinal Products Committee – Expertengremium der europäischen Arzneimittelbehörde. Erstellt Monographien zur Bewertung pflanzlicher Arzneimittel (z. B. Thymian, Salbei, Bärentraube).

EMA

Europäische Arzneimittel-Agentur. Zuständig für die Bewertung und Überwachung von Arzneimitteln, inklusive der HMPC-Monographien für Heilpflanzen.

RCT (randomisierte kontrollierte Studie)

Studiendesign mit zufälliger Gruppenzuteilung. Gilt als Goldstandard, um Wirksamkeit von Therapien zu prüfen.

in vitro / in vivo

in vitro: Tests im Reagenzglas/Labor. in vivo: Untersuchungen im lebenden Organismus (Tier/Mensch). Laborergebnisse lassen sich nicht immer 1:1 auf den Menschen übertragen.

Adjuvant

Begleitend zur Hauptbehandlung eingesetzt (z. B. Kräuter zusätzlich zur ärztlichen Therapie), um Symptome zu lindern oder die Genesung zu unterstützen.

Katarrh

Entzündung der Schleimhäute der oberen Luftwege (Nase, Rachen) mit vermehrter Schleimbildung. Häufig bei Erkältungen.

Thujon

Bestandteil mancher ätherischer Öle (z. B. Salbei). In hoher Dosis potentiell neurotoxisch; deshalb Dosierung und Dauer der Anwendung beachten.

Aucubin

Iridoid-Glykosid aus Spitzwegerich. Gilt als schleimhautfreundlich; in Untersuchungen auch mild antibakteriell.

Arbutin

Inhaltsstoff der Bärentraubenblätter; wird im Körper zu Hydrochinon umgewandelt und wirkt in den Harnwegen antibakteriell. Nur kurzzeitig anwenden.

Hydrochinon

Abbauprodukt von Arbutin mit antibakterieller Wirkung in den Harnwegen. Langzeitanwendung vermeiden; Sicherheitshinweise beachten.

Thymol

Hauptbestandteil mancher Thymianöle. Kann Bakterien schwächen, wirkt aromatisch und schleimlösend. Hochkonzentriert reizend – korrekt dosieren.

Carvacrol

Verwandt mit Thymol; kommt u. a. in Thymian und Oregano vor. Zeigt antibakterielle Effekte in Laborstudien.

Bisabolol

Bestandteil des Kamillenöls. Wirkt hautberuhigend und entzündungshemmend; oft in Pflegeprodukten eingesetzt.

Chamazulen

Blauer Farbstoff, der beim Erhitzen von Kamillenöl entsteht. Gilt als entzündungshemmend und hautberuhigend.

Allicin

Schwefelverbindung aus frischem Knoblauch; entsteht beim Zerkleinern. Riecht typisch, wirkt in Laborstudien antibakteriell und kann Biofilme stören.

Ajoen

Abbauprodukt von Allicin aus Knoblauch. Untersucht auf antimikrobielle und weitere biologische Effekte.

Diallyl‑Sulfide

Gruppe von schwefelhaltigen Verbindungen im Knoblauch. Tragen zu Geruch und möglichen antibakteriellen Wirkungen bei.

Sesquiterpene

Untergruppe der Terpene (z. B. in Myrrhe, Kamille). Häufig mit entzündungshemmenden oder antimikrobiellen Eigenschaften beschrieben.

Bakterizid / Bakteriostatisch

Bakterizid: tötet Bakterien ab. Bakteriostatisch: hemmt ihr Wachstum. Viele Pflanzenstoffe wirken eher hemmend; die Wirkung hängt von Konzentration und Erreger ab.

Topisch (äußerlich)

Anwendung auf der Haut oder Schleimhaut (z. B. Salbe, Mundspülung). Abzugrenzen von innerlicher Anwendung.

Gingivitis

Entzündung des Zahnfleischs. Zeichen: Rötung, Blutung, Schwellung. Mundhygiene ist zentral; pflanzliche Mundspülungen können begleitend eingesetzt werden.

Probiotika

Lebende Mikroorganismen (z. B. Milchsäurebakterien), die in ausreichender Menge einen positiven Effekt auf das Mikrobiom haben können.

Lactobacillus

Gattung der Milchsäurebakterien. Gilt als „nützlich“ im Darm und in anderen Schleimhäuten; häufig Bestandteil von Probiotika.

Harnwegsinfektion (UTI)

Infektion von Harnröhre/Blase (selten Niere). Typische Zeichen: Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang. Warnsignale (Fieber, Flankenschmerz, Blut im Urin) ärztlich abklären.

Sinusitis

Entzündung der Nasennebenhöhlen, oft nach Erkältung. Symptome: Druckkopfschmerz, verstopfte Nase, Sekret. Pflanzliche Maßnahmen können begleiten; Warnzeichen beachten.

Antiseptikum

Stoff zur Keimreduktion auf Haut/Schleimhaut. Für Wunden werden bewährte, milde Antiseptika empfohlen; Selbstexperimente vermeiden.

Prophylaxe

Vorbeugende Maßnahmen wie Hygiene, Ernährung, Bewegung und Impfungen. Pflanzliche Mittel sollten vorbeugend nur gezielt und zeitlich begrenzt eingesetzt werden.

HWG (Heilmittelwerbegesetz)

Deutsches Gesetz zur Werbung für Heilmittel. Verbietet Heilversprechen; Informationen müssen sachlich und ohne Erfolgszusage formuliert sein.

BfR

Bundesinstitut für Risikobewertung. Bewertet gesundheitliche Risiken von Stoffen/Produkten (z. B. Empfehlungen zur sicheren Verwendung von ätherischen Ölen in Kosmetika).

Laryngospasmus

Plötzlicher Krampf des Kehlkopfs mit Atemnot. Kann durch reizende ätherische Öle bei kleinen Kindern ausgelöst werden. Daher bestimmte Öle nicht im Gesicht/nahe der Nase von Säuglingen anwenden.