Vergessene Kräuterrezpte
Wer selbst herstellt, weiß genau, welche Zutaten enthalten sind – schlicht, natürlich und nachvollziehbar.
Alte Rezepte für Salben, Tinkturen & Kräuteröle neu entdecken
Salben, Tinkturen und Kräuteröle gehören zu den klassischen Zubereitungen der traditionellen Pflanzenheilkunde. Viele dieser Methoden wurden über Generationen weitergegeben, weil sie einfach herzustellen und alltagstauglich waren – dennoch sind sie in vielen Haushalten nahezu verschwunden.
Heute erleben solche alten Rezepte eine neue Aufmerksamkeit. Sie ermöglichen es, Pflanzenwirkstoffe auf natürliche Weise zu nutzen, ohne lange Zutatenlisten oder industrielle Zusatzstoffe. Diese Seite bietet einen klaren Überblick über bewährte traditionelle Rezepturen, erklärt grundlegende Techniken und zeigt, wofür die einzelnen Zubereitungen sinnvoll eingesetzt werden können – verständlich, praxistauglich und frei von unnötigem Schnickschnack.
Was sind Salben, Tinkturen & Kräuteröle?
Salben
Salben bestehen aus einer Fettbasis, in die Pflanzenwirkstoffe eingearbeitet werden. Typisch sind Auszüge aus Ringelblume, Beinwell oder Harz. Sie eignen sich vor allem für die Hautpflege, kleinere Verletzungen oder beanspruchte Muskeln. Die Herstellung ist einfach: Auszug → Filtern → Bienenwachs schmelzen → Abfüllen.
Tinkturen
Tinkturen sind alkoholische Extrakte, die Pflanzen besonders intensiv lösen. Sie sind lange haltbar, leicht zu dosieren und benötigen wenig Platz. Klassische Beispiele sind Arnika-, Melissen- oder Propolistinkturen. Wichtig sind das richtige Alkohol-Verhältnis und eine ausreichende Ziehzeit.
Kräuteröle
Kräuteröle entstehen durch das Ausziehen von Pflanzen in hochwertigem Öl. Sie werden entweder kalt über mehrere Wochen angesetzt oder kurz erwärmt, um Wirkstoffe schneller zu lösen. Johanniskrautöl, Ringelblumenöl und Rosmarinöl gehören zu den bekanntesten Auszügen und dienen oft auch als Grundlage für Salben.
Viele traditionelle Rezepte sind schlicht aufgebaut – und genau diese einfachen Zubereitungen haben sich über Generationen bewährt.
Alte Salbenrezepte
Ringelblumensalbe – klassisches Rezept
Eine einfache, bewährte Salbe für die tägliche Hautpflege. Mit wenigen Zutaten herzustellen und seit Generationen genutzt.
Zutaten
Schritt-für-Schritt
Haltbarkeit: 6–9 Monate, kühl und dunkel lagern.
Beinwellsalbe – klassisches Wurzelrezept
Eine traditionelle Salbe aus der getrockneten Beinwellwurzel. Der Wurzelauszug ergibt eine kräftige, dunkle Ölbasis.
Zutaten
Schritt-für-Schritt
Hinweis: Nicht auf offene Wunden geben. Haltbarkeit: etwa 4–6 Monate, kühl und dunkel lagern.
Harzsalbe (Pechsalbe) – traditionelles Harzrezept
Ein klassisches Harzrezept aus Fichten- oder Lärchenharz. Das Harz verleiht der Salbe ihren typischen Duft und eine kräftige Konsistenz.
Zutaten
Schritt-für-Schritt
Hinweis: Harz kann stark färben und ist ausschließlich für äußere Anwendungen geeignet.
Haltbarkeit: bis zu 12 Monate, kühl und dunkel lagern.
Alte Tinkturen
Arnikatinktur – klassischer Blütenauszug
Ein traditioneller Auszug aus Arnikablüten. Seit Generationen äußerlich verwendet. Nur auf intakter Haut anwenden.
Zutaten
Schritt-für-Schritt
Haltbarkeit: 2–3 Jahre.
Propolistinktur – klassischer Harzauszug
Ein kräftiger Auszug aus gereinigtem Propolis. Das Harz löst sich nur in hochprozentigem Alkohol.
Zutaten
Schritt-für-Schritt
Haltbarkeit: 2–5 Jahre.
Melissentinktur – traditioneller Blätterauszug
Ein milder, aromatischer Klassiker aus Zitronenmelisse.
Zutaten
Schritt-für-Schritt
Haltbarkeit: 1–2 Jahre.
Alte Kräuteröle
Johanniskrautöl (Rotöl) – klassischer Kaltauszug
Ein traditionelles Öl aus Johanniskrautblüten. Durch langsames Ziehen entsteht das charakteristische rote Öl.
Zutaten
Schritt-für-Schritt
Hinweis: Kann lichtempfindlich machen. Haltbarkeit: ca. 1 Jahr.
Ringelblumenöl – traditioneller Blütenauszug
Ein mildes, vielseitiges Öl aus Ringelblumenblüten. Eignet sich auch als Grundlage für Salben.
Zutaten
Schritt-für-Schritt
Haltbarkeit: 6–9 Monate.
Rosmarinöl – klassisches Warmmazerat
Ein aromatisches, kräftiges Kräuteröl. Wird traditionell im Wasserbad angesetzt.
Zutaten
Schritt-für-Schritt
Haltbarkeit: ca. 6 Monate.
Wichtige Grundtechniken der traditionellen Kräuterzubereitungen
Viele alte Rezepte folgen denselben Grundschritten. Wer diese Techniken beherrscht, kann fast jede traditionelle Salbe, Tinktur oder jedes Kräuteröl selbst herstellen – sauber, nachvollziehbar und ohne unnötige Zusätze.
Kaltauszug (Mazerat)
Der Kaltauszug ist eine der ältesten Methoden, um Pflanzenstoffe herauszulösen. Er eignet sich besonders für zarte Blüten oder Blätter, die durch Hitze an Aroma oder Qualität verlieren würden. Das Öl oder der Alkohol zieht langsam die Wirkstoffe aus dem Pflanzenmaterial.
Warmmazerat (Schonendes Erwärmen)
Beim Warmmazerat werden Öl oder andere Trägerstoffe leicht erwärmt – meist im Wasserbad bei maximal 60 °C. So lösen sich selbst zähere Pflanzenbestandteile wie Harze oder Wurzeln. Die Temperaturen bleiben bewusst niedrig, um empfindliche Stoffe zu schonen.
Filtern & Klären
Nach dem Ziehen müssen Auszüge sorgfältig filtriert werden, damit kein Pflanzenmaterial im fertigen Produkt bleibt. Traditionell wurde hierfür ein Leinentuch genutzt. Heute helfen feine Kaffeefilter oder Mulltücher. Je sauberer das Filtern, desto länger hält das Öl oder die Tinktur.
Haltbarkeit & Lagerung
Die Haltbarkeit hängt stark davon ab, wie sauber gearbeitet wurde und welche Trägerstoffe verwendet wurden. Ölhaltige Zubereitungen mögen es kühl und dunkel. Alkoholische Tinkturen sind deutlich stabiler und bleiben oft mehrere Jahre verwendbar. Wichtig ist: Immer sauber arbeiten, immer dunkel lagern.
Typische Fehler – und wie man sie vermeidet
Traditionelle Zubereitungen sind unkompliziert – trotzdem gibt es ein paar Stolpersteine, die Qualität, Duft oder Haltbarkeit spürbar beeinflussen können. Hier findest du die häufigsten Fehler aus der Praxis und einfache Wege, sie zu vermeiden.
Fehler 1: Pflanzenmaterial nicht ganz bedeckt
Sobald Pflanzenteile aus dem Öl oder Alkohol ragen, können sie schimmeln.
Traditionell wurde deshalb immer darauf geachtet, dass das Gefäß vollständig gefüllt ist.
Lösung:
Immer so viel Öl nutzen, dass wirklich alles bedeckt ist – notfalls etwas nachgießen.
Fehler 2: Zu hohe Temperaturen
Temperaturen über 70 °C zerstören empfindliche Inhaltsstoffe.
Viele alte Rezepte betonen ausdrücklich das „sanfte Erwärmen“ im Wasserbad.
Lösung:
Nie über 60 °C – ideal sind 45–55 °C.
Fehler 3: Ungenaues Filtern
Grobe Pflanzenreste lassen Fette schneller ranzig werden.
Früher wurde deshalb meist Leinen oder dicht gewebter Stoff benutzt.
Lösung:
Erst grob filtern, dann ein zweites Mal durch Tuch oder Filterpapier.
Fehler 4: Falsche Lagerung
Licht, Wärme und Luft sind die größten Feinde selbst gemachter Zubereitungen.
Lösung:
Immer kühl, dunkel und gut verschlossen lagern.
Am besten in Braunglas.
Wichtige Pflanzen für traditionelle Salben, Tinkturen & Kräuteröle
Für alte Kräuterrezepte wurden bestimmte Pflanzen besonders häufig verwendet. Hier findest du die wichtigsten Arten – inklusive Link zu den ausführlichen Pflanzenportraits.
Johanniskraut
Klassisch für das tiefrote Johanniskrautöl („Rotöl“). Beliebt bei Muskel- und Hautanwendungen.
Ringelblume
Grundlage vieler traditioneller Hautsalben. Mild, vielseitig und sehr stabil.
Beinwell
Alte Wurzelrezepte für äußerliche Anwendungen. Wird schon seit Jahrhunderten traditionell genutzt.
Rosmarin
Typisch für Warmmazerate und Einreibungen. Aromatisch und kraftvoll.
Fichtenharz / Lärchenharz
Grundlage für traditionelle Harz- und Pechsalben. Kräftiger Duft, sehr beständig.
Schafgarbe
Vielseitige Pflanze der Volksheilkunde. Wurde früher für Öle, Umschläge und Einreibungen genutzt.
Lavendel
Duftende, beruhigende Klassikerpflanze. Ideal für einfache Ölauszüge.
Häufige Fragen zu alten Kräuterrezepten
Wie lange halten selbst gemachte Salben, Tinkturen und Öle?
Das hängt vom Trägerstoff ab. Ölauszüge halten meist 6–12 Monate, Salben etwas kürzer. Alkoholische Tinkturen bleiben oft mehrere Jahre stabil.
Muss das Pflanzenmaterial unbedingt getrocknet sein?
Bei Ölen empfiehlt sich getrocknetes Material, um Schimmel zu vermeiden. Für Tinkturen ist frisches Material problemlos – Alkohol stabilisiert ausreichend.
Brauche ich spezielle Geräte?
Nein. Die meisten traditionellen Rezepte kommen mit Schraubglas, Wasserbad, Sieb oder Tuch aus. Mehr wurde früher auch nicht genutzt.
Woran erkenne ich, dass ein Ansatz schlecht geworden ist?
Typische Anzeichen sind veränderter Geruch, Trübungen, Schimmel oder ungewöhnliche Schlieren. In solchen Fällen besser entsorgen und neu ansetzen.
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