Glycerit (alkoholfreier Kräuterauszug): Wirkung, Anwendung & Herstellung Schritt für Schritt
Ein Glycerit ist ein alkoholfreier Kräuterauszug aus pflanzlichem Glycerin und Wasser – eine sanfte Alternative zur klassischen Tinktur. Gerade für Kinder, Schwangere oder alle, die Alkohol meiden möchten, ist diese Methode ideal. Richtig hergestellt, bleiben viele Inhaltsstoffe erhalten und das Ergebnis ist bis zu zwei Jahre haltbar.
Auf dieser Seite erfährst du, wie du Glycerite Schritt für Schritt selbst ansetzt, welche Heilpflanzen sich eignen, wie du sie in der DIY-Kräuterkammer nutzen kannst und worauf es bei Lagerung, Haltbarkeit und Anwendung ankommt.
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Passende Themen rund um Glycerite
- Tinktur selber machen – der alkoholische Klassiker im Vergleich zum Glycerit.
- Ölauszug & Kräuteröl – für äußerliche Anwendungen und Salbengrundlagen.
- Oxymel – Essig-Honig-Elixier – traditionelle Alternative bei Erkältung & Verdauung.
- Melisse – eine der beliebtesten Pflanzen für alkoholfreie Auszüge.
- Kamille – mild, bewährt und besonders gut geeignet für Kinder.
- Zur Übersicht: Vorrat & DIY mit Wildkräutern
Grundlagen & Herstellung von Glyceriten
Was ist ein Glycerit?
Wenn man an Heilpflanzen denkt, fallen den meisten Menschen sofort Tees oder Tinkturen ein. Doch daneben existiert eine fast vergessene Methode, die in der modernen Kräuterpraxis langsam wiederentdeckt wird: der Glycerit. Dabei handelt es sich um einen Auszug aus Heilpflanzen, der nicht mit Alkohol, sondern mit pflanzlichem Glycerin und Wasser angesetzt wird. Das Ergebnis ist ein süßlich schmeckendes, haltbares Präparat, das sich besonders für empfindliche Menschen eignet.
Ich selbst bin auf Glycerite gestoßen, als ich eine alkoholfreie Alternative zu klassischen Tinkturen gesucht habe. In unserer Hausapotheke stehen inzwischen mehrere kleine Fläschchen nebeneinander – mit Melisse, Kamille und Ringelblume. Alle hergestellt nach demselben Grundprinzip, und alle erstaunlich haltbar.
Warum Glycerit statt Tinktur?
Ein Glycerit schließt eine wichtige Lücke in der Kräuterkunde. Er ist alkoholfrei, dadurch auch für Kinder, Schwangere oder Menschen, die aus gesundheitlichen oder religiösen Gründen keinen Alkohol konsumieren möchten, geeignet. Der süßliche Geschmack macht ihn angenehm in der Einnahme – gerade bei bitteren Kräutern wie Schafgarbe oder Löwenzahn. Und trotz der fehlenden Alkoholbasis sind die Zubereitungen erstaunlich haltbar: richtig hergestellt, oft bis zu zwei Jahre.
Im Vergleich zur Tinktur ist die Konzentration der Inhaltsstoffe meist etwas geringer. Dennoch sind viele Anwendungen völlig ausreichend, zum Beispiel für Magen-Darm-Beschwerden, leichte Unruhe oder die Hautpflege. Man muss also nicht auf die Wirkung verzichten – man wählt nur einen sanfteren Weg.
Grundzutaten und benötigtes Material
Für die Herstellung eines Glycerits braucht man keine komplizierte Ausstattung. Im Grunde reicht die übliche Grundausstattung, die auch für Tinkturen oder Ölauszüge genutzt wird:
- Pflanzliches Glycerin in pharmazeutischer Qualität (mindestens 99,5 %, oft als „Ph. Eur.“ gekennzeichnet)
- Gereinigtes Wasser (abgekocht und wieder abgekühlt)
- Frische oder getrocknete Heilpflanzen nach Wahl
- Saubere Schraubgläser oder Weithalsgläser
- Filtermaterial wie Baumwolltuch oder Papierfilter
- Dunkle Glasfläschchen zum Abfüllen
Ein Vorteil: Glycerin ist problemlos in der Apotheke oder online erhältlich und nicht teuer. Wichtig ist die Kennzeichnung „pflanzlich“ und „Ph. Eur.“ , damit es sich um ein Produkt handelt, das für die innerliche Anwendung zugelassen ist.
Das richtige Mischungsverhältnis
Das Standardverhältnis für die Flüssigkeit beträgt 3 Teile Glycerin zu 1 Teil Wasser. So entsteht ein Medium, das die wirksamen Inhaltsstoffe gut löst und gleichzeitig eine lange Haltbarkeit gewährleistet. Bei zu viel Wasser sinkt die Haltbarkeit, bei zu wenig Wasser kann der Auszug zu dickflüssig werden.
Die Kräuter werden locker ins Glas gegeben – nicht stopfen, sonst bilden sich Hohlräume. Das Glycerin-Wasser-Gemisch sollte die Pflanzenteile vollständig bedecken.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Pflanze vorbereiten: Blätter oder Blüten klein schneiden, Wurzeln grob zerkleinern.
- Glas zu etwa zwei Dritteln mit der Pflanze füllen.
- Mit dem vorbereiteten Glycerin-Wasser-Gemisch auffüllen, bis alles bedeckt ist.
- Glas gut verschließen und beschriften (Pflanze, Datum, Mischungsverhältnis).
- An einem dunklen, kühlen Ort 4–6 Wochen ziehen lassen. Ab und zu leicht schütteln.
- Nach der Ziehzeit durch ein Baumwolltuch oder Filterpapier abseihen.
- In dunkle Fläschchen abfüllen und erneut beschriften.
Mit dieser einfachen Methode erhält man ein haltbares, mildes und vielseitig einsetzbares Kräuterpräparat, das in keiner Hausapotheke fehlen sollte.
Geeignete Pflanzen für Glycerite
Nicht jede Heilpflanze eignet sich gleichermaßen für die Herstellung eines Glycerits. Besonders geeignet sind Kräuter, deren Inhaltsstoffe wasserlöslich sind und die auch im süßlichen Medium gut zur Geltung kommen.
- Melisse – beruhigend, mild, aromatisch, beliebt für den Abend.
- Lavendel – entspannend und wohltuend, auch äußerlich angenehm.
- Kamille – sanft für Magen, Darm und Haut, vielseitig einsetzbar.
- Ringelblume – bewährt für Hautpflege, entzündungshemmend und mild.
- Thymian – hilfreich bei Atemwegsbeschwerden, weniger intensiv als Tinktur.
- Spitzwegerich – reich an Schleimstoffen, ideal bei Reizungen der Atemwege.
Weniger geeignet sind Pflanzen, die vor allem öl- oder harzhaltig sind – wie Weihrauch oder Myrrhe. Deren wertvolle Stoffe lassen sich mit Alkohol deutlich besser lösen.
Anwendung von Glyceriten
Ein Glycerit ist vielseitig nutzbar – innerlich wie äußerlich. Durch den milden, süßlichen Geschmack eignet es sich besonders für empfindliche Menschen und Kinder. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von der Hausapotheke bis hin zur Hautpflege.
- Innerlich: Einige Tropfen bis zu einem Teelöffel in Wasser oder Tee eingerührt.
- Kinder: Sanfte Kräuter wie Kamille oder Melisse in sehr kleinen Mengen, immer vorsichtig dosieren.
- Äußerlich: Verdünnt in Gesichtswasser, Cremes oder Lotionen integrieren.
- Kombinationen: Mehrere Glycerite lassen sich zu individuellen Mischungen zusammenführen, z. B. Melisse + Lavendel für Entspannung.
Da Glycerite süßlich schmecken, werden selbst bittere Kräuter wie Schafgarbe oder Löwenzahn leichter eingenommen. Wichtig bleibt jedoch: bei allen Anwendungen sparsam dosieren und die Wirkung beobachten.
Vorteile in der Vorratshaltung
Ein Glycerit ist nicht nur eine sanfte Alternative zur Tinktur, sondern auch ein zuverlässiger Begleiter für die eigene Hausapotheke. Besonders in der Vorratshaltung spielt diese Zubereitung ihre Stärken aus.
- Lange Haltbarkeit: Richtig hergestellt, bleiben Glycerite 1–2 Jahre wirksam.
- Platzsparend: In kleinen dunklen Fläschchen aufbewahrt, passt eine ganze Sammlung in jedes Regal.
- Alkoholfrei: Für alle geeignet, die auf Alkohol verzichten – ohne Einbußen an Praktikabilität.
- Einfache Herstellung: Keine Spezialgeräte, keine großen Kosten – nur wenige Grundzutaten nötig.
- Flexibel einsetzbar: Von der innerlichen Einnahme bis zur äußeren Anwendung in Pflegeprodukten.
In meiner eigenen Vorratskammer im Gartenhaus haben die Glycerite inzwischen einen festen Platz: sauber beschriftet, dunkel gelagert und jederzeit griffbereit. So steht immer ein alkoholfreier Auszug zur Verfügung, wenn Tees oder Tinkturen gerade nicht passen.
Unterschiede zu anderen Methoden
Ein Glycerit steht nicht allein, sondern reiht sich in die Vielfalt bewährter Methoden ein, mit denen Heilpflanzen haltbar gemacht und nutzbar werden. Jede Zubereitungsart hat ihre Besonderheiten, Vor- und Nachteile.
- Tinktur: Wird mit Alkohol hergestellt, ist sehr konzentriert und lange haltbar. Für Kinder und empfindliche Personen oft ungeeignet.
- Sirup: Beruht auf Zucker, schmeckt angenehm süß, ist aber nur begrenzt haltbar und enthält viel Zucker.
- Oxymel: Kombination aus Honig und Essig, traditionell bewährt, wirkt stärkend auf den Stoffwechsel, aber nicht für jeden Geschmack geeignet.
- Ölauszug: Nützlich für äußere Anwendungen und die Hautpflege, nicht für innerliche Einnahme gedacht.
- Glycerit: Alkoholfrei, süßlich im Geschmack, vielseitig einsetzbar und besonders familienfreundlich.
Der Glycerit schließt damit eine Lücke: Er vereint gute Haltbarkeit mit angenehmem Geschmack, ohne dass Alkohol nötig ist. In der modernen Kräuterpraxis ist er deshalb eine wertvolle Ergänzung neben Tinktur, Sirup und Oxymel.
Typische Fehler vermeiden
Bei der Herstellung von Glyceriten sind keine großen Geräte oder Fachkenntnisse nötig – aber es gibt ein paar Stolperfallen, die die Qualität und Haltbarkeit deutlich beeinträchtigen können. Mit diesen Hinweisen vermeidest du typische Fehler.
- Zu viel Wasser: Ein höherer Wasseranteil verkürzt die Haltbarkeit. Immer beim Verhältnis 3:1 bleiben.
- Unsaubere Gefäße: Rückstände oder Keime fördern Schimmel. Gläser vorher mit kochendem Wasser oder Alkohol ausspülen.
- Kräuter zu fest stopfen: Luftblasen und Hohlräume verhindern einen gleichmäßigen Auszug. Besser locker einfüllen.
- Zu kurze Ziehzeit: Vier Wochen sind Minimum, besser sechs Wochen – sonst werden wichtige Wirkstoffe nicht ausreichend gelöst.
- Falsche Lagerung: Wärme und Licht verkürzen die Haltbarkeit drastisch. Dunkel, kühl und gut verschlossen lagern.
Persönlicher Erfahrungswert
Mein erster Kontakt mit einem Glycerit war eher zufällig: Ich suchte nach einer Möglichkeit, meiner Tochter eine sanfte Kräuterzubereitung zu geben, ohne auf Alkohol zurückzugreifen. Also setzte ich einen Ringelblumen-Glycerit an – und war überrascht, wie angenehm süßlich er schmeckte und wie unkompliziert die Anwendung war.
Seitdem hat sich das Glycerit fest in unserer Hausapotheke etabliert. Neben Ringelblume stehen inzwischen auch kleine Fläschchen mit Melisse , Kamille und Lavendel im Regal. Alle sind sauber beschriftet und griffbereit – besonders praktisch, wenn es schnell gehen muss.
Warnhinweise
Auch wenn Glycerite alkoholfrei sind, handelt es sich dennoch um konzentrierte Pflanzenauszüge. Deshalb sollten einige Grundregeln beachtet werden, um Risiken zu vermeiden.
- Nicht jede Pflanze ist harmlos: Manche Kräuter enthalten starke Wirkstoffe, die auch im Glycerit wirksam bleiben.
- Kinder & Schwangere: Nur sanfte und bewährte Pflanzen wie Kamille, Melisse oder Ringelblume verwenden.
- Allergien prüfen: Vor der ersten Anwendung kleine Mengen testen und auf Reaktionen achten.
- Dosierung beachten: Lieber mit wenigen Tropfen beginnen und langsam steigern, statt zu viel auf einmal einzunehmen.
- Lagerung: Glycerite immer dunkel, kühl und kindersicher aufbewahren – getrennt von Lebensmitteln.
FAQ – Häufige Fragen zu Glyceriten
Hier findest du Antworten auf die häufigsten Fragen, die bei der Herstellung und Anwendung von Glyceriten auftauchen.
Richtig angesetzt und dunkel gelagert, bleibt ein Glycerit 1–2 Jahre haltbar. Wichtig: kühl, luftdicht und vor Licht geschützt aufbewahren.
Ja, pflanzliches Glycerin in pharmazeutischer Qualität („Ph. Eur.“) ist für Lebensmittel und Kosmetik zugelassen und gilt als sicher in der Anwendung.
Ja, aber sie sollten gut angetrocknet sein, um Schimmelbildung zu vermeiden. Getrocknete Kräuter sind einfacher in der Handhabung.
Glycerite sind süßlich im Geschmack. Dadurch lassen sich auch bittere Kräuter wie Schafgarbe leichter einnehmen.
Ja, mehrere Glycerite können zu individuellen Mischungen kombiniert werden, ähnlich wie Tinkturen. Beliebt ist z. B. eine Mischung aus Melisse und Lavendel für entspannende Abende.