Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris): Erkennung, Anwendung, Tee & Kraut, Verwechslungen
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Beschreibung

Hirtentäschel – aromatisches Wildkraut mit weißer Kreuzblüte und den herz‑/dreieckigen „Täschchen“ (Schötchen) am Stängel; früh im Jahr zu finden, zart‑scharf in Salaten oder als Tee.

Botanische Einordnung

Hirtentäschel, wissenschaftlich Capsella bursa‑pastoris, gehört zur Familie der Brassicaceae (Kreuzblütengewächse). Typisch sind die grundständige Blattrosette, kleine vierzählige weiße Blüten in Trauben sowie die charakteristischen, flachen, herz‑ bis dreieckigen Schötchen („Täschchen“) entlang des Stängels.

Vorkommen und Standort

Einjährig bis zweijährig; sehr verbreitet auf Äckern, Wegrändern, Gärten und Brachflächen. Liebt vollsonnige bis halbschattige, nährstoffreiche, leicht gestörte Standorte. Blüte meist März–Oktober; Ernte junger Rosetten besonders im Frühjahr.

Cluster bei Kräuterleben

Ein Schwerpunkt bei Wildkräutern (sicher erkennen) sowie in Rezepte & Küche und Vorrat & DIY (Tee, Würzsalz, Tinktur). Im Bestimmungstool steht es für Grundrosette mit gelappten Blättern, kleine weiße Kreuzblüten & herzförmige Schötchen am Stängel.

Verwendungszweck

Hinweis: Lebensmittel & traditionelle Nutzung; ersetzt keine ärztliche Beratung. Herkunft & Sauberkeit beachten.

Innerliche Anwendung (Küche)

Junge Rosettenblätter & Schötchen

Zarte Blätter der Grundrosette fein geschnitten über Salate, Bowls oder aufs Brot streuen; die kleinen „Täschchen“ (Schötchen) geben eine kresseartige, pfeffrige Note.

Kräutersalz/Würzsalz

Getrocknetes Kraut (Blätter/Schötchen) im Mörser mit Salz fein verreiben; gut verschlossen lagern – aromatisches Würzsalz für Eierspeisen, Kartoffeln & Suppen.

Teeaufguss

1–2 TL getrocknetes Kraut mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 6–8 Minuten ziehen lassen, abseihen – milder Hirtentäschel‑Tee.

Andere Anwendungen

Tinktur/Essigauszug

Frisches oder getrocknetes Kraut in Alkohol (ca. 40 %) oder Apfelessig ansetzen; einige Wochen ziehen lassen, abseihen – als Küchenessig oder für traditionelle Anwendungen.

Sprossen aus Samen

Samen in Keimgläsern ziehen und als würzige Sprossen frisch in der Küche verwenden.

Trocknen & Vorrat

Kraut schonend trocknen (40–50 °C) und lichtgeschützt lagern – für Tees & Mischungen.

Mehr zur Praxis: Rezepte & Küche · Vorrat & DIY

Medizinische Verwendung (traditionell)

Hinweis: historische/volksmedizinische Angaben; keine Empfehlung.

Traditionelle Einsatzgebiete

Volksmedizinisch als mildes Tee‑Kraut und in Frauen‑Teemischungen genutzt; häufig genannt in Zusammenhängen mit Blutungsneigung (hemostatische Anwendung) und als Küchenkraut. Moderne Evidenz ist heterogen; Verwendung heute überwiegend kulinarisch/als Tee.

Innerliche Anwendung

Üblich als Tee oder als Küchenzutat. Herkunft, Verarbeitung & Hygiene beachten; maßvolle Verwendung.

Äußerliche Anwendung

Gelegentlich: Abkochung/Aufguss z. B. für Umschläge oder Spülungen.

Wirkstoffprofile im Überblick

  • Glucosinolate (z. B. Sinigrin, Gluconasturtiin) – typische Senfglykoside der Brassicaceae
  • Flavonoide (z. B. Quercetin, Kaempferol) – antioxidative Begleitstoffe
  • Gerbstoffe – adstringierend
  • Pflanzenamine (z. B. Cholin, Acetylcholin, Tyramin) – Diskussionsstand/geringe Gehalte

Weiterführend: Pflanzenkunde

Inhaltsstoffe & Wirkstoffprofil

Inhaltsstoffe & Wirkstoffprofil des Hirtentäschels

Inhaltsstoff Kategorie Menge (%)
Glucosinolate (Sinigrin, Gluconasturtiin u. a.) Senfglykoside/Glucosinolate variabel
Flavonoide (Quercetin, Kaempferol u. a.) Sekundäre Pflanzenstoffe variabel
Gerbstoffe Gerbstoffe variabel
Pflanzenamine (z. B. Cholin/Acetylcholin/Tyramin) Biogene Amine (Diskussionsstand) gering/variabel
Mineralstoffe & Vitamine (u. a. K, Ca, C) Mikronährstoffe jahreszeitlich schwankend
  • Glucosinolate: typische Senfglykoside; für das würzig‑pikante Aroma verantwortlich
  • Flavonoide: antioxidative Begleitstoffe
  • Gerbstoffe: adstringierend
  • Pflanzenamine: in kleiner Menge/umstritten berichtet
  • Mikronährstoffe: Gehalte variieren je nach Standort & Ernte

Gehalte schwanken je nach Standort, Erntezeit und Verarbeitung.

DIY‑Rezepte – Hirtentäschel‑Tee & Würzsalz

Hinweis: Hygiene, saubere Standorte & sichere Bestimmung beachten.

Klassischer Hirtentäschel‑Tee

  1. 2 gehäufte TL getrocknetes Hirtentäschel‑Kraut in eine Tasse geben.
  2. Mit 250 ml heißem Wasser übergießen und 6–8 Minuten ziehen lassen.
  3. Abseihen und nach Geschmack pur trinken oder mit etwas Honig abrunden.
  4. Für Mischungen z. B. mit Melisse/Minze oder Schafgarbe kombinieren.
💡 Tipp: Kraut vor dem Trocknen locker ausbreiten – so bleibt das Aroma besser erhalten.

Hirtentäschel‑Würzsalz

  1. Getrocknetes Kraut und einige reife Schötchen im Mörser fein zerreiben.
  2. Mit naturbelassenem Salz (ca. 2 Teile Salz : 1 Teil Kraut) mischen.
  3. In kleine Gläser füllen; kühl & dunkel lagern.
💡 Tipp: Kleine Gläser verwenden – so bleibt das Würzsalz aromatisch.

Kräuteressig/Tinktur‑Ansatz

  1. Frisches Kraut locker in ein sauberes Glas geben und mit Apfelessig oder 40 % Alkohol übergießen.
  2. 2–4 Wochen ziehen lassen, gelegentlich schütteln; abseihen und beschriften.

Weitere Ideen: Vorrat & DIY · Rezepte & Küche

Nachhaltigkeit & Sammelregeln

Grundinfo

Hirtentäschel ( Capsella bursa‑pastoris ) ist ein häufiges Ruderal‑ und Ackerunkraut. Dennoch maßvoll ernten und stets Bestände schonen – junge Rosetten nur teilweise entnehmen.

Sammelregeln

  • Standortwahl: unbelastete Flächen wählen, Abstand zu Straßen/Industrie; keine frisch gedüngten Felder.
  • Erntemenge: maximal ein Drittel pro Standort; Rosetten teilen, nicht „herausreißen“.
  • Zeitpunkt: trockene Witterung; junge Blätter im Frühjahr, Schötchen bei Reife.
  • Trocknung: luftig & schattig; dünn ausbreiten.
  • Recht: Schutzgebiete & Privatflächen beachten.
💡 Mehr Nachhaltigkeit: Ein kleines Wildkräuter‑Beet im Garten anlegen – Hirtentäschel sät sich leicht selbst aus.

Planung & Saison: Saisonfinder Wildkräuter · Kräuter nach Monaten

Verwechslungsgefahr / ähnliche Pflanzen

Kategorie: Wildkräuter · Küche & Tee · sichere Bestimmung

Ähnliche & mögliche Verwechslungen

  • Acker‑Hellerkraut( Thlaspi arvense ) – größere, rundlichere Schötchen („Teller“); andere Blattform.
  • Pfeilkresse/Kresse‑Arten( Lepidium campestre / Lepidium spp. ) – andere Schötchenform; pfeffrig‑kresseartiger Geschmack.
  • Gänsekresse( Arabidopsis thaliana ) – sehr kleine Pflanze mit unscheinbaren Schötchen; andere Gestalt.

⚠️ Hinweis

Kein typischer gefährlicher Doppelgänger – dennoch Grundrosette, vierzählige weiße Blüten & die herzförmigen Schötchen („Täschchen“) prüfen. Mehr dazu: Giftpflanzen & Verwechslungen

Kombinationen mit Hirtentäschel

Hirtentäschel passt in Tee‑ & Küchenmischungen gut zu:

  • Schafgarbe & Frauenmantel – klassische Frauen‑Teemischungen
  • Brennnessel & Birkenblätter – frühlingshafte, milde Mischungen
  • Melisse & Minze – runden den Geschmack ab
  • Zitronenschale – hebt das Aroma im Tee/Essig

Mehr Kräuter entdecken: Pflanzen‑Übersicht

Artenschutz‑Hinweis & Kommission E‑Monographien

Artenschutz & Sammelregeln

Bestände schonen, Rosetten nur teilweise entnehmen; in Schutzgebieten nicht sammeln. Im Garten ist Hirtentäschel unkompliziert und samenfreudig.

Mehr Hintergründe: Pflanzenkunde

Kommission E

Für Hirtentäschel (Bursae pastoris herba) existiert eine Kommission‑E‑Monographie; zudem liegt eine HMPC/EMA‑Monographie vor (Community herbal monograph).

Wesentliche Hinweise

  • Fokus auf sichere Bestimmung, maßvolle Verwendung & individuelle Verträglichkeit (Brassicaceae‑typische Senfglykoside beachten).

Bezugsmöglichkeiten & Einkauf

Hirtentäschel ist saisonal frisch zu finden; getrocknetes Kraut und Saatgut/Jungpflanzen sind im Handel erhältlich.

Formen

  • Getrocknetes Kraut: für Tee & Mischungen.
  • Topf/Jungpflanzen/Saatgut: für naturnahe Beete & Wiesen.
  • Vorrat: Würzsalz, Essig, Tee.

Beim Kauf achten

  • Qualität: reines, gut getrocknetes Kraut; frei von Fremdteilen.
  • Herkunft: bevorzugt Bio‑Anbau oder zertifizierte Wildsammlung.
  • Lagerung: lichtgeschützt, trocken, luftdicht.
Praxis: Regionale Kräuterhöfe & Gärtnereien bieten Kraut & Saatgut in Saison.

Persönliche Erfahrung

Junge Hirtentäschel‑Rosetten liefern eine kresseartige Würze im Frühlingssalat – und die kleinen „Täschchen“ sind ein hübsches, pikantes Topping.

Volksglaube, Brauchtum & alte Namen

Der Name bezieht sich auf die schotenartigen „Täschchen“, die an kleine Beutel erinnern; als Wildgemüse & Heilpflanze seit Jahrhunderten bekannt.

Alte Namen: Bauernbörse, Muttergottesbeutel, Taschenkraut.

Mehr Tradition & Geschichten: Vergessene Heilpflanzen · Zeitreise

Nebenwirkungen & rechtlicher Hinweis

Hirtentäschel ist als Lebensmittel in moderaten Mengen meist gut verträglich. Aufgrund traditioneller hemostatischer Nutzung ist individuelle Vorsicht angebracht; bei spezifischen Vorerkrankungen Rücksprache halten.

Bitte beachten:
  • Schwangerschaft/Stillzeit: nicht anwenden (uterustonische Wirkung möglich).
  • Blutgerinnungsstörungen oder Einnahme gerinnungswirksamer Medikamente: ärztlich klären.
  • Allergien/Unverträglichkeiten gegenüber Kreuzblütlern berücksichtigen.

Bei Unsicherheit nicht verwenden. Diese Seite ersetzt keine medizinische Beratung.

Rechtlicher Hinweis: Informationen aus überlieferten Anwendungen sowie öffentlich zugänglichen Quellen; keine medizinische Beratung.

FAQ – Häufige Fragen

Wie erkenne ich Hirtentäschel sicher?

Grundständige Rosette, kleine weiße vierzählige Blüten in Trauben und die flachen, herz‑/dreieckigen Schötchen („Täschchen“) am Stängel. Standort & Schötchenform prüfen.

Kann ich Hirtentäschel roh essen?

Ja, junge Rosettenblätter & zarte Schötchen sparsam in Salaten/auf Brot; nur aus sauberen Beständen und gut gereinigt.

Wobei wird Hirtentäschel traditionell eingesetzt?

Vor allem als Tee‑/Lebensmittel; volksmedizinische Angaben (u. a. hemostatisch) existieren, moderne Evidenz ist heterogen.

Wie ernte ich die Schötchen?

Reife, flache „Täschchen“ einzeln abstreifen; nur einen Teil pro Pflanze entnehmen, damit sich der Bestand erhält.

Lässt sich Hirtentäschel im Garten anbauen?

Ja, sonnig bis halbschattig, nährstoffreiche Böden; sät sich leicht selbst aus.

Kooperations‑Tipps & Hausapotheke: Hausapotheke zum Nachbauen · Kräuter & Nährstoffmangel · Wildkräuter

Quellenangabe & weiterführende Seiten

Capsella bursa‑pastoris. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. (Abruf: 16. September 2025)

Weiterführend auf Kräuterleben: Start · Pflanzen‑Übersicht · Pflanzenkunde · Gesundheit & Hausapotheke · Hausapotheke zum Nachbauen · Kräuter‑Zahnpasta selbst machen

Autor: Kräuterleben Redaktion · Qualitätsprüfung: intern · Zuletzt aktualisiert: 22.08.2025