Taubnessel – Sanfte Heilerin mit viel Wirkung

Die Taubnessel(Lamium) ist eine eher unscheinbare, aber vielseitige Wildpflanze, die mit der Brennnessel verwechselt werden kann – jedoch ohne deren Brennhaare. In Mitteleuropa weit verbreitet, gilt sie als altbewährte Heilpflanze für Frauenleiden, Hautprobleme und zur Beruhigung entzündeter Schleimhäute. Besonders in der Hausapotheke naturverbundener Menschen hat sie einen festen Platz.

Botanik & Erkennungsmerkmale

Die Taubnessel gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) und umfasst mehrere Arten, darunter die weiße Taubnessel(Lamium album), die rote Taubnessel(Lamium purpureum) und die gelbe Goldnessel(Lamium galeobdolon). Alle zeichnen sich durch ihre typische Lippenblüte und den vierkantigen Stängel aus. Anders als die Brennnessel besitzen sie keine Brennhaare, was sie leicht ertasten lässt.

Taubnesseln wachsen bevorzugt auf nährstoffreichen Böden, an Hecken, Wegrändern und Waldrändern. Ihre Blütezeit erstreckt sich von April bis in den späten Herbst, was sie auch zu einer wertvollen Insektenweide macht.

Inhaltsstoffe & Wirkung

Die Taubnessel enthält Schleimstoffe, Flavonoide, Iridoidglykoside, Saponine, Gerbstoffe und ätherisches Öl. Diese Kombination macht sie besonders reizlindernd, schleimhautschützend und entzündungshemmend – Eigenschaften, die sich besonders bei der Behandlung von Frauenleiden, Hautproblemen und Erkältungskrankheiten bewährt haben.

Heilanwendungen

Traditionell wird die weiße Taubnessel bei Menstruationsbeschwerden, Ausfluss, Blasenbeschwerden und Verdauungsstörungen verwendet. In Form von Tee oder Sitzbädern entfaltet sie ihre lindernde Wirkung. Ihre Schleimstoffe beruhigen gereizte Schleimhäute – sowohl innerlich als auch äußerlich.

Auch bei Husten und Heiserkeit hat sich Taubnesseltee bewährt. In der äußeren Anwendung lindert sie Hautausschläge, Ekzeme und Verbrennungen. Frisch zerquetschte Blätter können direkt auf die betroffene Hautstelle gelegt werden.

Tipp: Frische Taubnesselblüten machen sich auch hervorragend als essbare Deko auf Salaten , Süßspeisen oder in Wildkräutermischungen.

Frauenpflanze mit langer Tradition

Schon im Mittelalter wurde die Taubnessel bei Frauenleiden eingesetzt. Hildegard von Bingen schätzte sie als entkrampfendes Kraut bei „wilden Säften“ und innerer Unruhe. Auch in der Volksheilkunde wurde sie häufig verwendet – etwa zur Linderung des Weißflusses oder als Reinigungstee im Frühjahr.

Ihre milde, aber tiefgreifende Wirkung hat ihr den Ruf einer sanften Begleiterin in allen Phasen des Frauseins eingebracht – von der Pubertät über die fruchtbaren Jahre bis zur Menopause.

Verwendung in der Küche

Die jungen Triebe und Blätter der Taubnessel sind essbar und schmecken leicht nussig. Sie können wie Spinat verwendet oder roh in Wildkräutersalaten verarbeitet werden. Blüten und Blätter lassen sich auch trocknen und als Tee nutzen.

Die rote Taubnessel eignet sich besonders gut als essbare Deko. Ihre intensiven Farben und der milde Geschmack machen sie beliebt in Kräuterbutter , auf Desserts oder in Blütenzucker.

Ernte & Aufbewahrung

Geerntet werden vor allem die jungen Blätter und Blüten zwischen April und September. Die Pflanze sollte nicht mit tatsächlichen Nesseln verwechselt werden. Die Trocknung erfolgt am besten im Schatten bei mäßiger Wärme. Luftdicht aufbewahrt, bleibt sie viele Monate haltbar.

Anbau im eigenen Garten

Taubnesseln sind pflegeleicht, robust und leicht anzubauen. Sie eignen sich auch für halbschattige Plätze und bieten Insekten reichlich Nahrung. Besonders in naturnahen Gärten sind sie ein wertvoller Beitrag für Biodiversität und Gesundheit.

Fazit

Die Taubnessel ist ein Paradebeispiel für eine unterschätzte Heilpflanze. Ihre Anwendungsmöglichkeiten reichen von Frauenheilkunde über Husten bis hin zu Hautpflege und Küche. Sie lässt sich einfach erkennen, ernten, verarbeiten und anwenden – und sollte in keinem natürlichen Heilpflanzensortiment fehlen.

Quellen (Auswahl):

  • "Heilpflanzen der Volksheilkunde" – Maria Treben
  • "Wildkräuter erkennen & anwenden" – R. Strauß
  • Phytothek der Apotheken Umschau, 2024