Färberkamille (Anthemis tinctoria) – Wirkung, Anwendung & Geschichte

Färberkamille (Anthemis tinctoria) – alte Heilkraft und leuchtende Farbe

Die Färberkamille, auch unter dem botanischen Namen Anthemis tinctoria bekannt, gehört zu den traditionsreichsten Pflanzen, die sowohl als Heilkraut als auch als Färbepflanze genutzt wurden. Ihre leuchtend gelben Blüten dienten seit Jahrhunderten zur Färbung von Textilien, Wollgarn und sogar Butter. Doch auch in der Hausapotheke hatte sie ihren festen Platz.

Im Gegensatz zur echten Kamille ist die Färberkamille etwas bitterer im Geschmack, was auf ihren hohen Gehalt an Bitterstoffen und Gerbstoffen zurückzuführen ist. Sie wurde daher in der Signaturenlehre gerne für Leber, Magen und Galle eingesetzt.

Botanisches Porträt & Vorkommen

Die Färberkamille ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die vor allem in Mittel- und Osteuropa vorkommt. Sie gehört zur Familie der Korblüter (Asteraceae) und bevorzugt trockene, kalkreiche Standorte. Du findest sie auf Magerwiesen, an sonnigen Wegrändern oder in naturnahen Gärten.

Besonders auffällig sind ihre goldgelben Blüten, die in der Hochsaison von Juni bis August blühen. In dieser Zeit kannst du die Pflanze leicht erkennen und für deine Vorratshaltung trocknen oder frisch verwenden.

Inhaltsstoffe & Wirkung

Die Färberkamille enthält vor allem Bitterstoffe , Flavonoide, Gerbstoffe und geringe Mengen an ätherischen Ölen. Diese Kombination macht sie zu einem echten Helfer für die Verdauung: Sie regt die Galleproduktion an, löst leichte Krämpfe und kann bei Überlastung der Leber helfen.

Auch äußerlich angewendet, etwa als Aufguss für Umschläge , wird sie bei Hautreizungen, Entzündungen oder kleinen Wunden eingesetzt. Hier zeigt sie eine ähnliche, wenn auch mildere Wirkung wie die echte Kamille.

Färbepflanze mit Geschichte

Schon im Mittelalter wurde die Färberkamille zur Herstellung von Gelbtönen verwendet. Besonders beliebt war sie für das Einfärben von Wolle, Stoffen und Butter. Der Farbstoff lässt sich mit Essig, Alaun oder Tonerde fixieren und ergibt je nach Verarbeitung goldgelbe bis ockerfarbene Töne.

Die Pflanze spielte auch im Volksbrauchtum eine Rolle: Man streute die Blüten zu bestimmten Festen vor Haustüren oder band sie in Kräuterbüschel, etwa zur Maria Himmelfahrt im August.

Anwendung & Hausmittel

Innerlich wird die Färberkamille hauptsächlich als Tee verwendet. Ein Teelöffel getrocknete Blüten auf 250 ml heißem Wasser ziehen lassen und 2–3 Tassen täglich trinken. Das hilft bei Völlegefühl, Appetitlosigkeit und leichter Leberträgheit.

Äußerlich kannst du den Aufguss für Umschläge oder Waschungen nutzen. Besonders bei empfindlicher Haut oder kleinen Ekzemen wirkt die Färberkamille beruhigend und entzündungshemmend.

Tipp: Kombiniere Färberkamille mit anderen Heilpflanzen wie Schafgarbe oder Ringelblume, um die Wirkung zu verstärken. In der Küche eignen sich die getrockneten Blüten auch zum Einfärben von Salz oder Öl.

Färberkamille selbst anbauen

Die Färberkamille ist unkompliziert und ideal für naturbelassene Gärten. Sie bevorzugt sonnige, trockene Lagen und sät sich bei passenden Bedingungen selbst aus. Du kannst sie direkt ins Beet oder in Töpfe setzen und mit anderen Korblütern kombinieren.

Wichtig: Ernte die Blüten in voller Sonne, wenn sie ganz aufgeblüht sind, und trockne sie rasch an einem schattigen Ort. So bleiben Farbe und Wirkstoffe optimal erhalten für deine Hausmittel.

Fazit: Alte Farbe, neue Kraft

Die Färberkamille ist viel mehr als eine historische Färbepflanze. Ihre Inhaltsstoffe machen sie zu einem sanften, aber wirkungsvollen Heilkraut für Magen, Haut und Stoffwechsel. Gleichzeitig bringt sie als Gartenpflanze Farbe, Biodiversität und Geschichte in deinen Alltag.

Wenn du dich näher mit vergessenen Pflanzen beschäftigen willst, ist die Färberkamille ein perfekter Einstieg in die Welt der vergessenen Heilpflanzen und ein Beweis dafür, dass das Gute oft direkt vor der Tür wächst.

ℹ️ Hinweis: Diese Informationen dienen der allgemeinen Wissensvermittlung. Sie ersetzen keine medizinische Beratung und sind keine Empfehlung zur Selbstbehandlung. Bitte wende dich bei gesundheitlichen Fragen an Fachpersonal.