Wolfstrapp – Beruhigung für Schilddrüse und Herz
Der Wolfstrapp(Lycopus europaeus), auch als Europäischer Wolfstrapp oder Wasser-Andorn bekannt, ist eine in feuchten Gebieten beheimatete Heilpflanze. Besonders geschätzt wird er für seine Wirkung auf die Schilddrüse und das vegetative Nervensystem. Als traditionelles Heilkraut ist er heute nur noch wenigen bekannt – zu Unrecht, denn seine Wirkung ist wissenschaftlich gut dokumentiert.
Erkennungsmerkmale & Standort
Wolfstrapp wächst bevorzugt an Gewässerrändern , Gräben oder feuchten Wiesen. Er gehört zur Familie der Lippenblütler und erinnert in Wuchs und Aussehen an Minze oder Melisse. Die Pflanze wird 30 bis 80 cm hoch, hat lanzettliche, leicht gezähnte Blätter und kleine, unscheinbare weiße Blüten, die in den Blattachseln sitzen.
Inhaltsstoffe & Wirkung
Die wirksamen Bestandteile des Wolfstrapps befinden sich vor allem im blühenden Kraut. Es enthält Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide und vor allem das Lycopin, dem seine spezifische Wirkung zugeschrieben wird. Die Pflanze hat eine schilddrüsenhemmende Wirkung, insbesondere bei funktionellen Überfunktionen ( latente Hyperthyreose ), wie sie oft bei nervösen Herzbeschwerden vorkommen.
Daneben wirkt Wolfstrapp beruhigend auf das Herz und das vegetative Nervensystem. Er ist damit eine wertvolle Pflanze bei stressbedingten Beschwerden, innerer Unruhe, Herzklopfen und Schlafproblemen.
Anwendungsbereiche
Wolfstrapp wird traditionell eingesetzt bei:
- Nervösem Herzklopfen
- Leichten Schilddrüsenüberfunktionen
- Stressbedingten Schlafproblemen
- Unruhe und innerer Anspannung
- Begleitend bei klimakterischen Beschwerden
Die Zubereitung erfolgt meist als Tee oder Tinktur. Dafür wird das getrocknete Kraut zur Blütezeit gesammelt und fein zerkleinert. Für einen Tee nimmt man etwa 1 TL auf 200 ml Wasser, 10 Minuten ziehen lassen.
Geschichte & Volksglaube
Schon im Mittelalter war der Wolfstrapp bekannt – sein Name leitet sich vermutlich vom althochdeutschen „wolfstrab“ ab, was auf die Nutzung gegen tollwütige Hunde oder auf eine dämonenabwehrende Wirkung hindeutet. In der Klosterheilkunde wurde er unter anderem bei Herzleiden eingesetzt. Seine Anwendung galt als besonders wirksam bei nervös bedingten Beschwerden, wie sie bei Frauen früher oft diagnostiziert wurden.
Anbau & Ernte
Wolfstrapp kann auch im eigenen Garten gezogen werden, bevorzugt aber feuchte und sonnige Standorte. Er vermehrt sich über Samen oder Teilung. Die Ernte erfolgt zur Blütezeit (Juli bis September), das Kraut wird anschließend luftgetrocknet und lichtgeschützt gelagert.
Vorsicht & Kontraindikationen
Wolfstrapp sollte nicht bei manifester Schilddrüsenunterfunktion oder gleichzeitiger Einnahme von Schilddrüsenmedikamenten verwendet werden. Auch in der Schwangerschaft ist die Anwendung nicht empfohlen. Die Einnahme sollte in Rücksprache mit einem naturheilkundlich erfahrenen Therapeuten erfolgen.
Fazit
Der Wolfstrapp ist eine wertvolle Heilpflanze, die bei nervösen Beschwerden und leichter Schilddrüsenüberfunktion natürliche Linderung verschaffen kann. Obwohl er heute kaum noch bekannt ist, lohnt sich ein Blick auf diese vergessene Heilpflanze. Sie verbindet traditionelle Anwendung mit moderner Erkenntnis und hat einen festen Platz in der Hausapotheke verdient.
Quellen (Auswahl):
- "Heilpflanzen der Volksmedizin", M. Berger
- "Apothekerschule: Kräuterkunde", R. Künzler
- Phytotherapie-Leitlinien, Stand 2023