Isländisch Moos – Heilpflanze der nordischen Tradition
Botanik & Herkunft
Isländisch Moos ( Cetraria islandica ) ist streng genommen kein echtes Moos, sondern eine Flechte – ein Lebensverbund aus Pilz und Alge. Es wächst in den kargen Hochlagen Skandinaviens, Islands und Mitteleuropas und bevorzugt saure, nährstoffarme Böden. In Deutschland findet man es in Bergregionen, Mooren oder lichtdurchfluteten Nadelwäldern.
Inhaltsstoffe & Wirkung
Isländisch Moos enthält Schleimstoffe, Bitterstoffe (v. a. Cetrarsäure), Polysaccharide, Flechtensäuren und geringe Mengen Jod. Es wirkt reizlindernd, entzündungshemmend und leicht antibiotisch – ideal bei Reizhusten, Heiserkeit oder entzündeten Schleimhäuten im Mund- und Rachenraum.
Traditionelle Anwendungen
Bereits im Mittelalter wurde die Flechte zur Linderung von Husten und Magenbeschwerden eingesetzt. In der Volksmedizin galt sie als Stärkungsmittel bei Erschöpfung, Grippe und sogar Tuberkulose. Ihre Schleimstoffe legen sich wie ein Schutzfilm über gereizte Schleimhäute.
Moderne Verwendung
Heute findet sich Isländisch Moos in Hustenbonbons, Lutschpastillen, Teemischungen und Sirup. Auch in Kombination mit anderen Abwehr stärkenden Kräutern wie Thymian, Salbei oder Eibisch ist es häufig vertreten. Aufgrund seiner Bitterstoffe eignet es sich auch zur Verdauungsförderung nach schweren Mahlzeiten.
Zubereitung als Hausmittel
Für einen Tee übergießt man 1 TL getrocknetes, zerkleinertes Isländisch Moos mit 250 ml heißem Wasser und lässt ihn 10–15 Minuten ziehen. Wer die Bitterstoffe mildern möchte, kann die Flechte vorher kurz abkochen und das erste Wasser weggießen.
Ernte & Nachhaltigkeit
Das Sammeln in freier Natur sollte mit Bedacht geschehen, da viele Flechtenarten unter Naturschutz stehen. Am besten nutzt man geprüfte Ware aus kontrollierter Wildsammlung oder baut auf bewährte Kräuterprodukte aus dem eigenen Vorrat zurück. Isländisch Moos trocknet gut und lässt sich lange lagern.
Wirkung bei Kindern & empfindlichen Personen
Dank seiner sanften Wirkung ist Isländisch Moos auch für Kinder gut geeignet. Besonders bei Reizhusten in der Nacht kann ein lauwarmer Tee beruhigend wirken. Auch Menschen mit empfindlichem Magen profitieren von seiner reizlindernden Wirkung.
Mythologie & Brauchtum
In der nordischen Überlieferung galt Isländisch Moos als „Geschenk der Götter“ – eine zähe Pflanze, die selbst in kargen Landschaften überlebte und dem Menschen Schutz und Kraft schenken sollte. In Island wurde es nicht nur als Arznei, sondern auch als Notnahrung genutzt.
Fazit
Isländisch Moos ist eine unscheinbare, aber wertvolle Heilpflanze. Es verbindet alte Überlieferung mit moderner Naturheilkunde – und verdient einen festen Platz in der Hausapotheke. Ob bei Erkältung, Magenproblemen oder einfach zur Stärkung des Immunsystems – die sanfte Flechte aus dem Norden zeigt, wie kraftvoll die Natur sein kann.
Quellen (Auswahl)
- "Heilpflanzenkunde" – M. Baumgartner
- "Apotheke der Natur" – H. Künzle
- Apotheken Umschau, Heft 02/2023
- Eigene Erfahrungen in der Wildsammlung & Anwendung