Gundermann (Glechoma hederacea) – Heilpflanze mit Geschichte


Der Gundermann, auch Gundelrebe genannt, gehört zu den ältesten bekannten Heilpflanzen Europas. Schon im frühen Mittelalter nutzte man ihn für Wundheilung, Atemwege und zur Stärkung des Immunsystems. Mit seinem aromatischen Geschmack und den zarten, herzförmigen Blättern ist er heute wieder als Wildkraut in der Kräuterküche beliebt.


Botanik & Erkennungsmerkmale

Gundermann ist ein niedrig wachsendes Kriechkraut aus der Familie der Lippenblütler. Die rundlichen, gezähnten Blätter sitzen gegenständig an vierkantigen Stängeln. Ab März erscheinen violette Lippenblüten, die leicht mit der Taubnessel verwechselt werden können. Der intensive, kampferartige Duft ist jedoch ein gutes Unterscheidungsmerkmal.


Volksheilkunde & Signatur

Der Name „Gund“ steht im Althochdeutschen für Eiter oder Geschwür – ein Hinweis auf die historische Verwendung bei entzündlichen Prozessen. In der Signaturenlehre galt die Pflanze mit ihrer erdnahen Wuchsform und lila Farbe als nervenstärkend und reinigend.


Inhaltsstoffe & Wirkung

Gundermann enthält ätherisches Öl, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide und besonders Rosmarinsäure – ein starker Entzündungshemmer. Die Pflanze wirkt:


  • schleimlösend
  • entzündungshemmend
  • leberstärkend
  • blutreinigend
  • harntreibend

Anwendung in der Hausapotheke

Traditionell wurde Gundermann als Tee, Frischpflanzensaft oder Umschlag verwendet. Bei hartnäckigem Husten hilft ein selbstgemachter Gundermannsirup. Als äußere Anwendung kann er in Salben oder Umschlägen bei eitrigen Wunden eingesetzt werden.


Tipp: Kombiniere Gundermann mit Thymian oder Spitzwegerich bei Atemwegserkrankungen – das verstärkt die Wirkung deutlich.


Kulinarische Nutzung

Gundermann verleiht Speisen eine herbe, frische Note. In Salaten, Kräuterbutter oder Pesto passt er besonders gut. Auch als Gewürz in Gemüsegerichten kann er sparsam verwendet werden.


Anbau & Standort

Gundermann wächst bevorzugt im Halbschatten, auf frischen, nährstoffreichen Böden. Einmal im Garten angesiedelt, breitet er sich rasch aus. Wer nicht will, dass er dominiert, sollte ihn regelmäßig zurückschneiden.


Brauchtum & Geschichte

Früher wurde Gundermann zum Räuchern verwendet, um „böse Geister“ zu vertreiben. In der Walpurgisnacht war er Teil von Schutzkräutersträußen. Bauern gaben ihn Kühen ins Futter, um deren Verdauung zu stärken.


🌿 Steckbrief: Gundermann

  • Botanischer Name: Glechoma hederacea
  • Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
  • Verwendete Pflanzenteile: Kraut, Blätter, Blüten
  • Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide, Rosmarinsäure
  • Hauptwirkungen: entzündungshemmend, schleimlösend, stoffwechselanregend
  • Vorsicht: Nicht dauerhaft in hoher Dosis einnehmen – Rücksprache mit Fachkundigen empfohlen
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📚 Quellen (Auswahl):

  • Maria Treben: Gesundheit aus der Apotheke Gottes
  • Dr. U. M. König: Handbuch der Klostermedizin
  • Apotheken Umschau: Heilpflanzenlexikon
  • Pschyrembel Online: Botanik & Wirkstoffdaten