Quendel – Wilder Thymian mit starker Wirkung
Der Quendel(Thymus serpyllum), auch als wilder Thymian bekannt, gehört zur Familie der Lippenblütler und ist ein echter Klassiker unter den Wildkräutern. Mit seinen kleinen, rosa-violetten Blüten, seinem würzigen Duft und seiner robusten Natur ist er ein wertvoller Begleiter für Gesundheit, Küche und Garten.
Botanik & Vorkommen
Quendel wächst niedrig am Boden, oft in dichten Polstern, und bevorzugt trockene, sonnige Standorte wie Magerrasen, Wegränder oder felsige Böden. Er ist in ganz Europa verbreitet und ein enger Verwandter des klassischen Thymians (Thymus vulgaris), unterscheidet sich jedoch durch seinen kriechenden Wuchs und seine höhere Wildheit.
Inhaltsstoffe & Heilwirkung
Die Pflanze enthält ätherische Öle wie Thymol und Carvacrol, Flavonoide, Gerbstoffe und Bitterstoffe. Diese Kombination macht Quendel besonders wirksam bei:
- Atemwegserkrankungen wie Husten, Bronchitis und Keuchhusten
- Verdauungsbeschwerden und Blähungen
- Entzündungen im Mund- und Rachenraum
- Schwächezuständen oder Erkältungen durch seine anregende Wirkung
In der Hausapotheke wird Quendel traditionell als Tee, Tinktur oder Inhalat verwendet. Die schleimlösenden und desinfizierenden Eigenschaften machen ihn besonders bei winterlichen Infekten beliebt.
Verwendung in der Küche
Wilder Thymian verfeinert zahlreiche Gerichte: Kartoffeln, Suppen, Eintöpfe oder Bratgemüse erhalten durch ihn eine kräftige, würzige Note. Auch als Gewürzsalz oder Kräuteröl eignet er sich hervorragend.
Anbau & Pflege
Im Garten ist Quendel ein unkomplizierter Mitbewohner. Er benötigt nur wenig Wasser, liebt sandige Böden und Sonne pur. Seine Blüten ziehen Bienen und Schmetterlinge an und machen ihn zur wertvollen Insektenpflanze.
Vermehrt wird er durch Aussaat oder Teilung. Geerntet werden die Blätter und Blüten kurz vor oder während der Blütezeit im Juni bis August. Zum Trocknen sollte man sie schonend und luftig lagern.
Volksglaube & Geschichte
Schon im Mittelalter galt Quendel als Symbol für Mut, Kraft und Liebe. In der Volksmedizin wurde er unter das Kopfkissen gelegt, um Albträume zu vertreiben, oder in Kräuterbüschel gebunden, um das Haus vor Krankheit zu schützen.
Auch Hildegard von Bingen schätzte den Quendel als wärmende Pflanze mit klärender Wirkung auf Körper und Geist.
Verarbeitung & Anwendungen
Ob als Tee bei Husten, als Tinktur zur Immunstärkung oder als Würzkräuteröl – Quendel ist vielseitig. Besonders bei Kindern wird er als milderer Thymian geschätzt.
Ein starker Quendelaufguss kann als Badezusatz verwendet werden – wohltuend bei Erkältung und Muskelschmerzen.
Nachhaltigkeit & Sammelhinweise
In der Natur wächst Quendel teils auf empfindlichen Standorten. Wer ihn wild sammelt, sollte nur kleine Mengen mitnehmen, damit die Bestände sich erholen können. Besser ist es, ihn im Garten oder im Topf zu kultivieren.
Fazit
Quendel ist eine wahre Allroundpflanze. Als wilder Verwandter des Thymians bringt er Würze, Heilkraft und Geschichte in den Alltag. Ob als Tee, Gewürz oder Tinktur – er verdient einen festen Platz in jeder natürlichen Hausapotheke.
Quellen (Auswahl):
- "Heilpflanzen der Volksmedizin", W. Strehlow
- "Wildkräuter – Nutzen und Wirkung", H. Bürkner
- Apotheken Umschau, Pflanzenporträts 2023