Nachtkerze – Lichtbringerin der Dämmerung mit Heilwirkung

Die Nachtkerze(Oenothera biennis) ist eine zweijährige Pflanze, die mit ihrer leuchtend gelben Blüte besonders in der Dämmerung Aufmerksamkeit erregt. Ihre heilenden Eigenschaften, insbesondere das aus den Samen gewonnene Öl, machen sie zu einer wertvollen Heilpflanze, die ihren Platz in der natürlichen Hausapotheke längst verdient hat.

Botanik & Erkennungsmerkmale

Die Nachtkerze gehört zur Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae) und wächst bevorzugt an Wegrändern, Bahndämmen und auf sandigen Böden. Im ersten Jahr bildet sie eine Blattrosette, im zweiten Jahr einen bis zu 1,5 Meter hohen Blütenstängel. Ihre gelben Blüten öffnen sich abends und verströmen einen angenehmen Duft – eine Einladung für nachtaktive Insekten wie Nachtfalter.

Inhaltsstoffe & Wirkprinzip

Die Kraft der Nachtkerze liegt vor allem in ihren Samen, aus denen das wertvolle Gamma-Linolensäure-haltige Nachtkerzenöl gewonnen wird. Diese essenzielle Fettsäure unterstützt Haut, Hormonsystem und Zellstoffwechsel. Weitere Inhaltsstoffe sind Linolsäure, Vitamin E, Schleimstoffe und Flavonoide. Das Zusammenspiel dieser Substanzen entfaltet eine entzündungshemmende, hautstärkende und hormonregulierende Wirkung.

Anwendungsgebiete in der Naturheilkunde

Nachtkerzenöl wird besonders häufig zur Linderung von Hautproblemen eingesetzt – allen voran bei Neurodermitis, Schuppenflechte und trockener Haut. Es fördert die Feuchtigkeitsbindung und stärkt die Hautbarriere. Ebenso bewährt hat sich die Anwendung bei hormonell bedingten Beschwerden wie dem prämenstruellen Syndrom (PMS), Menstruationsbeschwerden und in den Wechseljahren.

Auch bei rheumatischen Erkrankungen, chronischer Müdigkeit und zur allgemeinen Zellregeneration wird Nachtkerzenöl geschätzt. Innerlich eingenommen kann es den Cholesterinspiegel positiv beeinflussen und Entzündungen reduzieren.

Tipp: Nachtkerzenöl als Kur über mindestens 4 Wochen anwenden – täglich 1–2 Kapseln mit dem Essen einnehmen oder als reines Öl 1 Teelöffel täglich einnehmen. Wirkung zeigt sich meist erst nach einigen Wochen.

Volksmedizin & Geschichte

Die Nachtkerze stammt ursprünglich aus Nordamerika, wo sie von indigenen Völkern als Nahrung und Medizin geschätzt wurde. Ihre Wurzeln galten dort als „Schinkenwurzel“, da sie gekocht wie Schweinefleisch schmecken sollten. In Europa wurde sie im 17. Jahrhundert eingeführt und erhielt den Namen „Königin der Nacht“. In der Volksheilkunde nutzte man Tee aus den Blättern zur Stärkung, die Wurzeln als Tonikum und das Öl als Heilmittel für Frauenleiden.

Ernte & Verarbeitung

Die Samen der Nachtkerze reifen im Spätsommer und können dann vorsichtig aus den Fruchtkapseln geerntet werden. Sie lassen sich trocknen und zu Öl pressen oder in selbstgemachten Cremes und Salben verwenden. Auch Blätter und Wurzeln sind nutzbar: Junge Blätter schmecken leicht nussig und lassen sich roh oder gekocht verwenden, die Wurzeln eignen sich gekocht als Gemüsebeilage.

Wer Nachtkerze im Garten kultivieren möchte, sollte ihr einen sonnigen, lockeren Standort bieten. Die Pflanze ist bienenfreundlich und ein echter Hingucker in naturnahen Gärten.

Verwendung in Küche & Vorrat

Wurzeln, Blätter und Samen der Nachtkerze können kulinarisch genutzt werden: Die jungen Blätter schmecken als Salat oder gekocht wie Spinat. Aus den Samen lässt sich ein nussiger Brotaufstrich herstellen, und das Öl ist eine Bereicherung für Smoothies oder kalte Speisen.

Getrocknete Samen können im Vorrat aufbewahrt werden – kühl, trocken und dunkel gelagert halten sie mehrere Monate.

Nebenwirkungen & Hinweise

Grundsätzlich gilt Nachtkerze als gut verträglich. In seltenen Fällen kann es zu leichten Magenbeschwerden oder Kopfschmerzen kommen. Menschen mit Epilepsie oder Gerinnungsstörungen sollten Nachtkerzenöl nur in Rücksprache mit einem Arzt einnehmen. Auch in Schwangerschaft und Stillzeit ist Vorsicht geboten – am besten vorher ärztlich abklären.

Fazit

Die Nachtkerze ist eine beeindruckende Heilpflanze mit vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. Ihr wertvolles Öl unterstützt Haut, Hormonhaushalt und Zellgesundheit – ein wahrer Schatz für Hausapotheke und Wohlbefinden. Ihre unkomplizierte Kultivierung und die einfache Anwendung machen sie auch für Kräuterinteressierte ohne große Erfahrung attraktiv.

Quellen (Auswahl):

  • "Heilpflanzen der Volksmedizin", M. Baumgartner
  • "Pflanzenheilkunde für Frauen", A. Schreiber
  • Phytothek Apotheken Umschau, 2023