Labkraut – zarte Pflanze mit starker Geschichte

Botanik und Artenvielfalt

Labkräuter (Gattung Galium ) gehören zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Die bekanntesten heimischen Arten sind Wiesen-Labkraut( Galium mollugo ), Echtes Labkraut( Galium verum ) und Klettenlabkraut( Galium aparine ). Letzteres erkennt man an seinen haftenden Stängeln – es bleibt an Kleidung und Tierfell hängen und wird deshalb auch „Kleeblume“ oder „Klebkraut“ genannt.

Die filigranen Pflanzen wachsen meist auf nährstoffreichen Wiesen, an Wegrändern und in Hecken. Ihre kleinen, sternförmigen Blüten verströmen einen zarten Duft und sind eine wertvolle Nektarquelle für Insekten. Sie blühen meist von Mai bis September und zählen zu den typischen Wildkräutern im Kräuterjahr.

Namensgebung und historische Bedeutung

Der Name "Labkraut" leitet sich von der Fähigkeit des Echten Labkrauts ab, Milch zu gerinnen – also zu "laben". Früher wurde es daher beim Käsemachen verwendet. Die enthaltenen Enzyme wirken ähnlich wie tierisches Lab und machen die Pflanze zu einer vegetarischen Alternative in der Käseherstellung.

In der Volksheilkunde war Labkraut vielseitig im Einsatz. Man sagte ihm eine reinigende, harntreibende und krampflösende Wirkung nach. Auch äußerlich kam es zur Anwendung – z. B. bei Hautproblemen, leichten Wunden und Entzündungen.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Labkraut enthält Iridoidglykoside wie Asperulosid, Flavonoide, Gerbstoffe und Kieselsäure. Diese Kombination wirkt:

  • entzündungshemmend
  • blutreinigend
  • lymphflussanregend
  • entkrampfend

Besonders bei Lymphstau , Hautunreinheiten oder Nierenschwäche kann ein Tee oder ein Kaltauszug aus Labkraut hilfreich sein.

Anwendungen in der Hausapotheke

Die häufigste Anwendung ist der Labkraut-Tee: Hierzu übergießt man 2 TL getrocknetes Kraut mit 250 ml heißem Wasser, lässt es 10 Minuten ziehen und seiht es ab. Er wirkt mild entwässernd und kann unterstützend bei Fastenkuren eingesetzt werden.

Bei Hautproblemen empfiehlt sich ein Kaltauszug: das Kraut über Nacht in kaltem Wasser ziehen lassen und als Waschung oder Umschlag verwenden. Das ist besonders angenehm bei ekzematischen Beschwerden.

Tipp: Klettenlabkraut eignet sich auch hervorragend als Frühlingskur – frisch gepresst als Saft oder als Wildkraut im Smoothie. Es bringt den Stoffwechsel sanft in Schwung.

Labkraut in der Küche

Vor allem junge Triebe sind essbar und können roh in Salaten oder Kräuterquark verwendet werden. Sie schmecken mild-grün, mit einem Hauch von Gurke. Auch in Wildkräutersuppen oder als Beigabe zu Omeletts macht sich Labkraut gut.

Historisch wurde Echtes Labkraut auch zum Färben genutzt: die Blüten ergaben ein sattes Gelb, die Wurzeln ein kräftiges Rot – daher der alte Name „Färberkraut“.

Ernte & Verarbeitung

Die beste Erntezeit ist kurz vor oder während der Blüte. Dann sind Duft und Wirkstoffe am stärksten. Gesammelt werden die oberen 15–20 cm der Pflanze, bevorzugt an trockenen, sonnigen Tagen. Zum Trocknen wird das Kraut locker gebündelt und luftig aufgehängt.

Für Vorräte sollte man nur Pflanzen von ungedüngten Wiesen sammeln und niemals ganze Bestände roden. Das schont die Natur und sichert die eigene Ernte für die kommenden Jahre.

Volksglaube & Symbolik

Labkraut galt in vielen Regionen als Schutzpflanze. Es wurde früher in Betten gestreut, um böse Träume zu vertreiben, und war Bestandteil von Johanniskräuter-Bündeln zur Sommersonnenwende. Seine zarten Blüten galten als Symbol für Reinheit und Fruchtbarkeit.

In der Brauchtumspflege ist Labkraut heute kaum noch präsent – doch gerade im Zuge der Rückbesinnung auf alte Heilpflanzen erlebt es eine Renaissance.

Tipp: Nutze Echtes Labkraut als natürliche Duftquelle in kleinen Kräutersäckchen. Sein feiner Honigduft hält lange an.

Fazit

Ob als sanftes Heilmittel bei Haut- und Stoffwechselproblemen, als Wildgemüse oder zur Käseherstellung – Labkraut ist eine vielseitige Pflanze mit spannender Geschichte. Seine unaufdringliche Erscheinung täuscht über seine inneren Werte hinweg. Wer es im Frühjahr sammelt , wird mit Geschmack, Wirkung und Duft belohnt.

Quellen (Auswahl):
"Pflanzenheilkunde für Körper und Seele" – M. Baumgartner
"Essbare Wildpflanzen" – Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger
"Heilpflanzen der europäischen Volksmedizin" – W. Strehlow