Tanne – Heilpflanze aus dem Wald

Die Tanne – insbesondere die Weißtanne ( Abies alba ) – gehört zu den ältesten und mächtigsten Bäumen unserer Wälder. Doch sie ist nicht nur Holzlieferant oder Weihnachtsbaum, sondern auch eine vergessene Heilpflanze. Bereits in der Antike wurde sie zur Linderung von Atemwegserkrankungen, Hautleiden und Rheuma verwendet. Ihre Nadeln, Harze und das ätherische Öl sind reich an heilenden Wirkstoffen.

Botanik & Vorkommen

Die Weißtanne ist ein immergrüner Nadelbaum, der bis zu 60 Meter hoch und mehrere hundert Jahre alt werden kann. Sie wächst bevorzugt in kühlen, feuchten Gebirgslagen und ist in Mittel- und Südeuropa heimisch. Ihre Nadeln sind flach, weich und an der Unterseite silbrig gestreift – ein gutes Unterscheidungsmerkmal zur Fichte.

Verwendete Pflanzenteile

Medizinisch genutzt werden hauptsächlich die Nadeln, das Harz(auch als Tannenpech bekannt) und das ätherische Öl, das durch Wasserdampfdestillation aus den Nadeln gewonnen wird. Auch junge Triebe und Zapfen finden Anwendung in der Volksmedizin.

Inhaltsstoffe & Wirkung

Die Tanne enthält ätherische Öle (vor allem Bornylacetat, Pinen, Limonen), Harze, Gerbstoffe und Vitamin C. Diese Kombination wirkt:

  • entzündungshemmend
  • reizlindernd bei Husten
  • abschwellend auf die Schleimhäute
  • antibakteriell
  • durchblutungsfördernd
Tipp: Ein Bad mit Tannennadel-Extrakt oder Tannenöl ist wohltuend bei Muskelverspannungen, Erkältung und zur Stärkung des Immunsystems.

Anwendung in der Hausapotheke

Tannennadeln werden traditionell als Tee oder Inhalat bei Erkältung und Husten verwendet. Das ätherische Öl wird äußerlich in Salben und Badezusätzen eingesetzt. Tannenharz kann als Bestandteil von Pflastern oder Salben bei Rheuma und Wunden genutzt werden. Die schleimlösende Wirkung macht die Tanne zu einer wertvollen Helferin bei Bronchitis und grippalen Infekten.

Verwendung in der Küche

Die jungen Tannentriebe sind essbar und können für Sirup, Honigersatz oder als aromatische Zutat in Süßspeisen verwendet werden. Besonders beliebt ist Tannenspitzen-Sirup: Im Frühling gesammelte frische Triebe mit Zucker im Glas geschichtet, mehrere Wochen ziehen lassen, abfiltern und als Hustensaft oder Topping für Desserts verwenden.

Brauchtum & Geschichte

Schon die Kelten verehrten die Tanne als Baum des Lebens und verbanden mit ihr Schutz und Kraft. Im Mittelalter nutzte man Tannenharz zur Wundheilung und zum Schutz gegen böse Geister. Auch Hildegard von Bingen erwähnte die Tanne als heilkräftigen Baum für Lunge und Seele. In der Volksmedizin wurde sie zum Räuchern verwendet – als Schutz für Haus und Stall.

Anbau & Nachhaltigkeit

Die Tanne ist ein ökologisch wertvoller Baum: Ihre tiefreichenden Wurzeln schützen vor Erosion, ihr dichter Wuchs bietet vielen Waldtieren Unterschlupf. In Gärten ist sie weniger gebräuchlich, da sie viel Platz benötigt. Wer Waldflächen besitzt oder naturnahe Grundstücke, kann jedoch von ihren harzreichen Trieben und Nadeln für Hausmittel profitieren.

Hinweis zur Verwendung

Ätherisches Tannenöl sollte nicht unverdünnt auf die Haut aufgetragen werden und bei Kindern unter 6 Jahren nur mit Vorsicht angewendet werden. Inhalationen und Bäder sind die bevorzugten Anwendungsformen. Menschen mit Asthma oder chronischen Atemwegserkrankungen sollten Rücksprache mit Fachpersonal halten.

Fazit

Die Tanne ist eine kraftvolle Heilpflanze des Waldes, die seit Jahrhunderten in der Volksheilkunde geschätzt wird. Ihre Nadeln, ihr Harz und das ätherische Öl bieten natürliche Hilfe bei Atemwegserkrankungen, Muskelverspannungen und Hautproblemen. Wer auf natürliche Heilmittel aus dem Wald setzt, sollte der Tanne wieder einen festen Platz in der Hausapotheke geben.

Quellen (Auswahl):

  • "Pflanzenheilkunde für Körper & Seele", M. Baumgartner
  • "Alte Bäume und ihre Kräfte", U. Hensel
  • Apotheken Umschau, Phytothek-Spezial, 2023