in Kraut mit vielen Fingern – und doch eine stille Kraft der Natur.
🌿 Fingerkraut – Vielgestaltiges Heilkraut mit alten Wurzeln
Fingerkraut ( Potentilla ) ist eine formenreiche Pflanzengattung aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Der Name geht auf das lateinische potens – „kräftig“ – zurück und verweist auf die alte Verwendung als Heilpflanze. Schon in der Klostermedizin wurde es bei Durchfall, Entzündungen und zur Wundheilung genutzt.
Typisch für Fingerkräuter sind die handförmig geteilten Blätter mit fünf bis sieben Fiedern – daher der Name. Die meisten Arten zeigen gelbe Blüten, wachsen kriechend oder aufrecht, und besiedeln sonnige, trockene Standorte wie Wiesen, Wegränder oder lichte Waldränder.
Besonders bekannt sind das Kriechende Fingerkraut( Potentilla reptans ) und das Aufrechte Fingerkraut( Potentilla erecta , auch Tormentill genannt). Letzteres hat eine auffallend rotbraune Wurzel mit hohem Gerbstoffgehalt und zählt zu den stärksten zusammenziehenden Wildpflanzen unserer Breiten.
- Botanischer Name: Potentilla spp.
- Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
- Wuchsform: Kriechend bis aufrecht, oft mit Ausläufern
- Standorte: Magerwiesen, Waldränder, Böschungen, Wegränder
- Verwendete Pflanzenteile: Blätter, Blüten, bei P. erecta auch die Wurzel
Fingerkräuter gehören zu den „vergessenen Heilpflanzen“, da sie früher in fast jeder Hausapotheke zu finden waren, heute jedoch kaum noch genutzt werden. Dabei besitzen sie eine erstaunliche Vielfalt an Wirkstoffen – vor allem Gerbstoffe, Flavonoide und Bitterstoffe.
Als Wildpflanze ist Fingerkraut ungiftig, jedoch kann der hohe Gerbstoffgehalt – besonders in der Tormentillwurzel – bei empfindlichen Menschen zu Magenreizungen führen. Die Dosierung sollte deshalb immer maßvoll erfolgen.
Anwendungen & Heilkraft des Fingerkrauts
Fingerkraut gilt als zusammenziehendes, entzündungshemmendes und leicht krampflösendes Heilkraut. Vor allem die Wurzel des Aufrechten Fingerkrauts (Tormentill) enthält hohe Mengen an Gerbstoffen, die bei Schleimhautentzündungen und Durchfall unterstützend wirken können.
In der Hausapotheke wird Fingerkraut traditionell verwendet bei:
- Entzündungen im Mund- und Rachenraum (Spülung, Gurgellösung)
- Leichten Durchfallerkrankungen
- Zahnfleischbluten oder empfindlichem Zahnfleisch
- Blutstillung bei kleineren Wunden (äußerlich)
- Regelschmerzen und Magenkrämpfen
Zubereitung & Hausmittel mit Fingerkraut
🫖 Fingerkraut-Tee gegen Durchfall
1 TL getrocknete Wurzel (Tormentill) mit 250 ml kaltem Wasser ansetzen, langsam aufkochen, 5–10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Schluckweise trinken, nicht dauerhaft anwenden.
🗣️ Gurgellösung bei Entzündungen
1 TL getrocknete Blätter oder Wurzel mit 200 ml Wasser 5–8 Minuten köcheln lassen, abseihen. Warm gurgeln – ideal bei Halsschmerzen oder Zahnfleischreizungen.
🩹 Tinktur (für äußerliche Anwendung)
10 g geschnittene Wurzel mit 100 ml 40 % Alkohol ansetzen, 2 Wochen ziehen lassen, abseihen. Zur Wunddesinfektion, als Umschlag bei leichten Hautentzündungen.
Die Wirkung der Fingerkrautarten beruht größtenteils auf Gerbstoffen (v. a. in der Wurzel), Flavonoiden und leichten Bitterstoffen. Die innerliche Anwendung sollte wegen möglicher Magenreizungen auf wenige Tage begrenzt bleiben.
Fingerkraut – eine vergessene Heilpflanze mit starker Wirkung
Fingerkraut galt lange als fester Bestandteil der traditionellen Klosterheilkunde. Besonders das Aufrechte Fingerkraut, auch Tormentill genannt, wurde als Mittel gegen „blutige Flüsse“, Durchfall und „wilde Geschwüre“ eingesetzt. Die Wurzel war bekannt für ihre zusammenziehende (adstringierende) Wirkung und wurde häufig in Form von Tee, Tinkturen oder Pulver verwendet.
Hildegard von Bingen und mittelalterliche Kräuterbücher erwähnten Fingerkraut als Mittel zur inneren Stärkung, bei Entzündungen des Darms, gegen Fieber und als Tonikum nach langen Krankheiten. Heute ist es fast völlig in Vergessenheit geraten – obwohl die moderne Phytotherapie seine wirksamen Gerbstoffe schätzt.
Historischer Verwendungsrahmen
In alten Kräutertexten wurde die Pflanze wegen ihrer fünfteiligen Blätter als „Kraut der fünf Wunden“ bezeichnet – symbolisch für die Heilung körperlicher und seelischer Verletzungen.
„Wenn das Blut nicht stillt und das Fleisch aufspringt, so leg das Wurzelpulver in warmem Wein.“ – Volksrezept aus dem 16. Jahrhundert
Auch in der Volksmagie spielte das Fingerkraut eine Rolle: es galt als Schutzpflanze für Kinder, Haus und Stall – bei Krankheit wurde es getrocknet über Türrahmen gehängt oder in Amuletten getragen.
Heute erlebt die Gattung Potentilla eine stille Wiederentdeckung durch Heilpflanzenkundige, die ihre Wirkung sanft und gezielt einsetzen – vor allem bei Reizungen von Schleimhäuten, Durchfallerkrankungen oder zur äußeren Wundversorgung.
Exklusive Anwendungen & alte Rezepte mit Fingerkraut
🧴 Tormentill-Öl zur Hautpflege
10 g fein geschnittene Tormentillwurzel mit 100 ml gutem Olivenöl 3 Wochen an einem warmen Ort ziehen lassen, gelegentlich schütteln. Danach abseihen und in dunkler Flasche lagern. Hilft bei rissiger Haut, kleinen Entzündungen und äußerer Reizung.
🧂 Gerbstoff-Salz bei Zahnfleischproblemen
Getrocknete Fingerkrautwurzel zu feinem Pulver vermahlen, mit grobem Steinsalz (Verhältnis 1:10) mischen. Zum Gurgeln 1 TL in warmem Wasser auflösen. Ideal bei gereiztem Zahnfleisch, kleinen Entzündungen im Mund und als Spülung nach dem Zähneputzen.
🍷 Fingerkrautwein nach Klosterart
2 EL fein zerkleinerte Wurzel mit 500 ml trockenem Rotwein ansetzen, 5–7 Tage kühl und dunkel stehen lassen, gelegentlich schwenken. Abseihen und kühl lagern. 1–2 kleine Gläser pro Tag bei innerer Unruhe, Darmbeschwerden oder zur Stärkung nach Krankheit.
Diese Rezepte beruhen auf traditioneller Nutzung und eigener Erfahrung. Sie sollten nicht dauerhaft oder hochdosiert angewendet werden – besonders bei empfindlicher Verdauung oder Leberproblemen empfiehlt sich Zurückhaltung.
Nebenwirkungen & Warnhinweise
Fingerkraut ist in geringen Mengen gut verträglich. Der hohe Gehalt an Gerbstoffen – besonders in der Wurzel des Aufrechten Fingerkrauts (Tormentill) – kann jedoch bei empfindlichen Personen zu Magenreizungen, Übelkeit oder Verstopfung führen.
Innerlich sollte Fingerkraut nicht dauerhaft und nur kurweise verwendet werden. Als Gurgellösung oder zur äußerlichen Anwendung ist es unproblematischer.
Bei empfindlicher Verdauung oder Neigung zu Leberbeschwerden ist Rücksprache mit einem Therapeuten sinnvoll. Schwangere und Stillende verzichten besser auf hochkonzentrierte Zubereitungen.
FAQ: Häufige Fragen
- Ist Fingerkraut giftig? – Nein, aber sehr gerbstoffreich.
- Darf ich es dauerhaft trinken? – Nein, nur für wenige Tage.
- Für Kinder geeignet? – Nur verdünnt, z. B. als Gurgellösung, nicht innerlich.
- Wechselwirkungen? – Möglich bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten, die die Schleimhäute reizen.
Quellen: Kommission E Monografien | Madaus Heilpflanzenlexikon | Erfahrungswissen der Volksheilkunde
⚠️ Warnhinweise
- Gerbstoffreich – nur kurweise anwenden
- Kann Magenreizungen verursachen
- Nicht für Schwangere & Stillende
- Keine Anwendung bei Reizmagen
- Für Kinder nur äußerlich oder stark verdünnt